Statement bei der Pressekonferenz "ARBEIT PLUS 1999"

Präses Manfred Kock, Vorsitzender des Rates der EKD

19. November 1999

Mit dem Siegel ARBEIT PLUS 1999 zeichnet die Evangelische Kirche in Deutschland heute solche Firmen aus, die sich durch ein herausragendes Engagement für Arbeit und Beschäftigung auszeichnen und soziale Maßstäbe setzen. In einer Zeit hoher Arbeitslosigkeit und eines erheblichen Wettbewerbsdrucks will die EKD damit deutlich machen, was an Beiträgen zur Stellensicherung und Beschäftigung und zum sozialen Miteinander in den Betrieben eben doch möglich ist. Mit dem Siegel ARBEIT PLUS wollen wir dem übermächtig scheinenden "shareholder value" und seiner täglichen Publizität den "jobholder value" gegenüberstellen. Gewinnorientierung und soziale Verantwortung stehen nicht im Widerspruch.

Wir wollen an Beispielen zeigen: Es gibt in vielen Betrieben ein soziales Engagement für Beschäftigung. Das Engagement für die Menschen und das Gemeinwesen ist in vielen Betrieben lebendig. Die Soziale Marktwirtschaft ist keine leere Formel und kein auslaufendes Modell.

Die Initiative ARBEIT PLUS 1999 kann man ohne Zweifel als einen beachtenswerten Erfolg betrachten. Wir zeichnen heute 13 Unternehmen aus sehr unterschiedlichen Branchen aus, denen das Vergabegremium nach gründlicher Prüfung das Siegel ARBEIT PLUS 1999 zugesprochen hat. Sie finden die Namen der Unternehmen und jeweils ein Kurzportrait in Ihren Presseunterlagen.

Besonders erfreut bin ich darüber, dass auch drei Unternehmen aus den neuen Bundesländern unter denen sind, die das Siegel erhalten, das Stahlwerk Thüringen aus Unterwellenborn, die Federnwerke Marienberg in Sachsen und die Deutsche Kreditbank AG in Berlin. Sie setzen Zeichen für praktizierte Soziale Marktwirtschaft.

Nach welchen Kriterien die Unternehmen geprüft wurden und im Blick auf welche Kriterien wir sie als herausragend betrachten, können Sie aus unserem Faltblatt und den Einzelportraits ersehen. Die Stichworte lauten: Lebenschancen, Beteiligungschancen, Entfaltungschancen und Sozialkultur. Die Unternehmen, die wir Ihnen heute vorstellen, werden nicht nur ihrer sozialen Verantwortung überdurchschnittlich gerecht. Es sind auch durchweg ökonomisch erfolgreiche Unternehmen aus Ost und West. Dies gehört zur Pointe des Arbeitsplatzsiegels.

In Zukunft wollen wir noch stärker unter den handwerklichen und mittelständischen Unternehmen für eine Teilnahme werben und das Siegel auch in diesen Kreisen besser bekannt machen. Ein selbstbewusster Handwerker, der von dem Siegel hörte, sagte: "Das Engagement der handwerklichen Betriebe für ihre Mitarbeiter und für Menschen ohne Arbeit ist so groß, dass man im Grunde jeden zweiten Betrieb mit dem Arbeitsplatzsiegel auszeichnen könnte." So viel Selbstbewusstsein macht uns Mut, uns stärker auch an diesen Bereich der Wirtschaft zu wenden.

Zur Vorgeschichte: Ende April dieses Jahres haben wir zunächst über die Medien die interessierten Unternehmen in Deutschland zur Teilnahme eingeladen. Parallel dazu haben die Landeskirchen in der EKD uns Adressen von Firmen übermittelt, mit denen sie im Gesprächskontakt stehen. Diese Firmen wurden von uns angeschrieben und auf das Arbeitsplatzsiegel hingewiesen.

Es waren über 400 Unternehmen, die wir auf diese Weise erreichten. Davon zeigten über 120 Firmen Interesse an der Aktion und ließen sich Informationen schicken. Letztendlich waren es dann 23 Unternehmen, die sich zu einer Teilnahme entschlossen haben. Das Vergabegremium hat 13 von ihnen das Siegel zuerkannt. Weil es darum geht, besonders vorbildliche Unternehmen auszuzeichnen, die - wie es in der Einladungskarte für die heutige Veranstaltung heißt - "Zeichen setzen", mussten wir uns auf die herausragenden Unternehmen beschränken. Ich bekunde meinen Respekt vor den Unternehmen, die teilgenommen haben, das Siegel aber nicht erhalten, und danke ihnen an dieser Stelle für das Mitmachen und ihren Beitrag zu unserer Initiative.

Mir liegt im übrigen sehr daran zu betonen, dass die Aktion Arbeitsplatzsiegel zwar eine Initiative der evangelischen Kirche ist, dass es aber nicht Kirchenleute sind, die Wirtschaftsunternehmen prüfen und mit dem Siegel auszeichnen. Die Prüfung nimmt ein unabhängiges Institut vor, das Institut für Wirtschafts- und Sozialethik an der Universität Marburg. Es hat ein fundiertes Gutachten erstellt. Die Entscheidung über die Vergabe des Siegels liegt unter meinem Vorsitz bei einem Gremium aus namhaften Vertretern der Wirtschaft, der Gewerkschaft, der Arbeitsverwaltung und der Wissenschaft. Die Aktion wird also aus mehreren Bereichen unserer Gesellschaft getragen.

Wir wollen heute zugleich zur Teilnahme an der Aktion ARBEIT PLUS 2000 einladen. Diese Einladung ergeht an die Firmen, die schon einmal mitgemacht haben, aber auch an die Unternehmen, die von unserer Initiative erstmals hören und sich dafür interessieren. Ich möchte sie ausdrücklich ermuntern, den Schritt zu wagen und sich unserer Aktion anzuschließen. Meine herzliche Einladung gilt vor allem auch den kleineren und mittleren Unternehmen. Ich bin überzeugt, dass auch das Arbeitsplatzsiegel ARBEIT PLUS 2000 ein Erfolg wird.

Hannover/Köln, den 19. November 1999
Pressestelle der EKD