Menschen brauchen den Sonntag

Gemeinsame Erklärung der Kirchen

16. September 1999

Mit Nachdruck appellieren der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche Bischofskonferenz an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, gemeinsam für den Schutz des Sonntags und gegen seine schleichende Aushöhlung einzutreten. Der Sonntag trage maßgeblich "zur Qualität menschlichen Zusammenlebens" bei, heißt es in der heute (16. September) unter der Überschrift "Menschen brauchen den Sonntag" in Bonn und Hannover veröffentlichten Erklärung beider Kirchen. In der modernen Gesellschaft hätten sich die Erwartungen an den Sonntag und seine Gestaltung geändert. Doch habe der Sonntag eine bleibende Bedeutung, insbesondere in der gemeinsamen freien Zeit für Familien, Freunde und Nachbarn, in der Gewährleistung eines wiederkehrenden Rhythmus von Arbeit und Ruhe und für die Christen im Gottesdienst der Gemeinde und im Gebet. Ausdrücklich weisen evangelische und katholische Kirche darauf hin, dass das Grundgesetz den Sonntag als "Tag der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung" schützt und Sonntagsarbeit "deshalb nur in ausdrücklich festgelegten und begründeten Ausnahmefällen möglich" sei.

An die Gesetzgeber richten die Kirchen die Erwartung, dass sie den Schutz des Sonntags im Sinne der Verfassung "entschieden" sichern - in den Kommunen und Ländern ebenso wie auf Bundes- und europäischer Ebene. Die Ladenöffnungszeiten seien "so zu gestalten, dass der Schutz des Sonntags durch das Grundgesetz gewährleistet bleibt". Eine große Verantwortung im Blick auf den Sonntagsschutz messen EKD und Deutsche Bischofskonferenz der Wirtschaft zu. Wer Sonntagsarbeit insbesondere im Handel und im Dienstleistungsbereich ermöglichen wolle, sollte die Folgen für die Arbeitnehmer und ihre Familien, aber auch für kleinere Unternehmen bedenken, "die bei einer solchen Entwicklung nicht mithalten können".

Evangelische und katholische Kirche laden alle Partner in anderen gesellschaftlichen Bereichen ein, "sich am konstruktiven Gespräch über den Sonntag und seine Bedeutung für die Menschen zu beteiligen". Es sei eine gemeinsame Aufgabe, den grundsätzlichen Konsens über den Schutz des Sonntags zu wahren. Er sei für alle Menschen - gleich welcher religiösen oder weltanschaulichen Überzeugung - ein Angebot zur Besinnung und zum Innehalten. Christen sollten sich öffentlich für den Wert des Sonntags einsetzen, durch ihr Verhalten "den christlichen und humanen Sinn des Sonntags" verständlich machen und ihm "neue Anziehungskraft" verleihen. Wichtig sei aber auch, die gottesdienstliche Feier des Sonntags und seine gemeinsame Gestaltung in Gemeinde, Familie und Freundeskreis mit neuem Leben zu erfüllen.

Hannover/Bonn, 16. September 1999

Pressestelle der Evangelischen Kirche in Deutschland

Pressestelle der Deutschen Bischofskonferenz