Urlauberseelsorge: Kirche zwischen Strandkorb und Sinnsuche

Talar gehört zum Urlaubsgepäck

22. Juni 1999

Die evangelische Kirche ist auch im Urlaub, am Urlaubsort gefragt. Und dies eben nicht nur bei denen, die ohnehin schon zu Hause Kontakt zu ihrer Kirchengemeinde haben. Im Urlaub denken auch andere wieder einmal über den Sinn des Lebens nach. Diese Nachfrage hat für 220 Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in den Sommermonaten eine besondere Bedeutung. Für jeweils einen Monat verabschieden sie sich von ihren Heimatgemeinden, auch sie zieht es in die Ferne. Dennoch ist es kein gewöhnlicher Urlaub, denn die Pfarrerinnen und Pfarrer verbinden ihn in mehr als 100 Einsatzbereichen mit einer Dienstleistung für ihre Kirche, mehr aber noch für die Menschen, die in den Ferienorten Erholung und Ruhe suchen.

So gehört neben Badehose und -anzug der Talar natürlich zum Urlaubsgepäck der SeelsorgerInnen. Er ist in den Urlaubsorten das äußerliche Zeichen dafür, daß den Menschen im Rahmen der Urlauberseelsorge Kirche und Glauben wieder nahegebracht werden sollen. Oft entstehen bei den Menschen gerade in den Wochen der Erholung Konflikte, die die Freude am Urlaub zu gefährden drohen, weil er plötzlich nicht so harmonisch verläuft, wie eigentlich geplant. In solchen Fällen stehen die Theologen für Seelsorgegespräche zur Verfügung, veranstalten an den Urlaubsorten Gemeindetreffen, bieten gemeinsame Aktivitäten an und halten Gottesdienste.

Für die evangelische Kirche bedeutet der Dienst an den Urlaubsorten die Möglichkeit, ihren Mitgliedern - aber nicht nur ihnen! - mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Zudem können Menschen erreicht werden, die sich aus welchen Gründen auch immer der Kirche entfremdet haben.

Die meisten Urlauberseelsorgerinnen und -seelsorger sind im Nachbarland Österreich eingesetzt (91 an 54 Orten), weitere Länder sind Zypern, Holland, Polen, Dänemark, Frankreich, Ungarn, Italien und Litauen. Neben der Betreuung der mobilen touristischen Gemeinden gibt es in den Sommermonaten auch eine "Langzeit-Urlauberseelsorge": An der Algarve, auf Rhodos und am Gardasee sind Pfarrerinnen und Pfarrer der EKD für mehrere Monate mit diesem Dienst beauftragt. Da mittlerweile viele ältere Menschen ihren Lebensabend in "südlichen Gefilden" verbringen, gibt es in Marbella, Mallorca, Benidorm, Gran Canaria und Teneriffa hauptamtliche Touristenpfarrstellen. Auch die Menschen, die einer Schiffsreise den Vorzug vor einem Landurlaub geben, brauchen auf die Seelsorge und weitere Veranstaltungen nicht zu verzichten: 56 Geistliche begleiten sie auf den Kreuzfahrtschiffen "über die sieben Meere".

Durch ihre Arbeit eröffnen die "kirchlichen GastarbeiterInnen" zusätzliche Chancen und Möglichkeiten für die ökumenische Zusammenarbeit der Kirchen über die Grenzen hinweg. Die Beauftragungen zur Urlauberseelsorge werden nämlich in enger Absprache mit den Kirchen in den Urlaubsländern abgesprochen, die Arbeit erfolgt in enger Abstimmung mit den jeweiligen Ortsgemeinden. Dies ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil für die deutschen Pfarrerinnen und Pfarrer, denn ihr Blick weitet sich durch ihre Tätigkeit über den Erfahrungshorizont der eigenen Heimatgemeinde, sie lernen Menschen mit unterschiedlichen Lebenseinstellungen und -gewohnheiten kennen und müssen sich mit anderen kirchlichen Gewohnheiten auseinandersetzen.

Also: Schauen Sie sich in ihrem Urlaub vor Ort nach den Angeboten Ihrer evangelischen Kirche um, suchen und schließen Sie den Kontakt mit den Pfarrerinnen und Pfarrern. Berichten Sie uns doch einmal über Ihre persönlichen Erfahrungen mit der Urlauberseelsorge und /oder schicken Sie uns doch vielleicht ein Foto, das Sie im Kontakt mit Ihrer Kirche zeigt. Im Internetangebot der EKD finden Sie neben allgemeinen Informationen auch eine Liste mit den Angeboten für evangelische Urlaubergottesdienste im Ausland.

Hannover, 22. Juni 1999
Pressestelle der EKD

Hinweis: Bei weiteren Fragen zur Urlauberseelsorge steht Ihnen im Kirchenamt der EKD, Herrenhäuser Straße 12, 30419 Hannover, Oberkirchenrat Branko Nikolitsch mit seinen MitarbeiterInnen (Tel.: 0511/2796-228) zur Verfügung.