Grußwort im Schlußgottesdienst im Gottlieb-Daimler-Stadion Stuttgart

EKD-Ratsvorsitzender, Präses Manfred Kock

20. Juni 1999

"Ihr seid das Salz der Erde.

Kirchentag in Stuttgart -, das war eine hohe Dosis von "evangelischem" Salz, in bunter Vielfalt, feinkörnig und grob, In diesem Schlußgottesdienst wird das noch einmal deutlich werden. Doch dann heißt es: Nach Hause aufbrechen. Der Kirchentag zerstreut sich. Wir kehren heim - in die Diaspora der Welt. In der Diaspora, in der Zerstreuung liegt eine Chance für die Wirksamkeit des Salzes.

Wer Salz ist, kann wirken. Durch Glauben und Hoffen werden wir in unserer Gesellschaft wirksam sein. Diese Ermutigung nehmen wir mit. - Selbst wenige Körner werden wirken. Auf ihre Grundsubstanz kommt es an! Das Wort der Bibel ist unentbehrlich. Der Geschmack des Evangeliums muß in unserem Fragen und Suchen, in unseren Bekenntnissen und Erklärungen deutlich erkennbar bleiben. Viele haben hier in Stuttgart diese Grundsubstanz gesucht und wieder Geschmack am Glauben gefunden. Nun können sie wirken. Wo "Salz der Erde" draufsteht, soll auch Salz drin sein. Dann hat das, was wir weitergeben, den typischen Geschmack der Hoffnung. Die Welt braucht es dringend, daß wir unsere Hoffnung auf Gerechtigkeit, Liebe und Frieden mit den Menschen teilen, die schwer an der Last der Verschuldung tragen; die an der Glut des Hasses und am Elend der Gewalt leiden.

Salz der Erde - Christsein ist kein Selbstzweck, sondern Hingabe und Dienst. Eine Kirche, die sich nur selbst bespiegelt, wäre vielleicht ein funkelnder Kristall, aber ohne Beziehung zur Welt wäre sie dummes und kraftloses Salz.

Der Kirchentag war auch im 50. Jahr seines Bestehens wieder Zeitansage für unsere Kirche und unsere Gesellschaft. Wo im Respekt vor den Argumenten des Andersdenkenden fair gestritten wurde, gab es Anstöße zur Verständigung und Ansporn zur Versöhnung.

Dieser Kirchentag gibt auch ein wichtiges ökumenisches Signal weiter an die Kirchen in Deutschland: Beteiligt Euch an der - weltweiten - Dekade zur Überwindung der Gewalt! Nur ein Stopp der Gewalt kann Frieden in Gerechtigkeit möglich und das Zusammenleben erträglich machen. Zehn Jahre werden nicht reichen, um abzuschaffen, was seit Jahrtausenden scheinbar unvermeidlich und darum normal war. Die Dekade auf der Schwelle zum neuen Jahrtausend kann ein hoffnungsvoller Anfang für ein Umdenken sein, ein Schritt hin zu einer neuen Nomalität, die gewaltlosen Konfliktlösungen endlich Vorfahrt gewährt.

Vertrauen wir dem, der uns zutraut und zuruft: Ihr seid das Salz der Erde!"

Stuttgart/Hannover, 19. Juni 1999
Pressestelle der EKD