Kock ruft Kirchen zur Beteiligung an ökumenischer Dekade gegen Gewalt auf

"Menschen müssen lernen, nicht mehr wegzusehen"

18. Juni 1999

Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, hat die evangelischen Kirchen in unserem Land dazu aufgerufen, sich an der "Dekade zur Überwindung von Gewalt" zu beteiligen, die der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK), ausgerufen hat. "Menschen müssen lernen, wie Konflikte ohne Gewalt zu lösen sind. Menschen müssen lernen, nicht mehr wegzusehen, wenn Gewalt unter uns geschieht", sagte der Ratsvorsitzende heute (18. Juni) beim "Liturgischen Tag Ökumene" auf dem 28. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart.

Nach den Worten Kocks müssen Kirchen Orte sein, an denen Christinnen und Christen durch ihr Reden und Handeln zeigen, "wie stark die Gewaltlosigkeit ist". Diese könne in den Gemeinden geübt und gelernt werden. Im Blick auf die zehn Jahre, in denen der ÖRK die Überwindung der Gewalt zum zentralen Thema für seine Mitgliedskirchen machen will, sprach der rheinische Präses von einer "großen Herausforderung".

Kock mahnte unter anderem eine umfassende Klärung der theologischen Fragen um Krieg und Frieden, um Waffen und Rüstungshandel und um "Möglichkeiten von gewaltfreier Existenz in Kirche und Gesellschaft" an. "Kann Gewalt tatsächlich 'überwunden' werden oder ist es naiv, sich hierfür einzusetzen?", fragte der EKD-Ratsvorsitzende. "Jede zerstörerische Gewalt darf nach Gottes Willen nicht sein", stellte er fest. Jesus von Nazareth habe in der Bergpredigt "in geradezu provozierender Weise die Logik der Gewalt in Frage gestellt und die Friedensstifter selig gepriesen.

Der Ökumenische Rat der Kirchen, der weltweite Zusammenschluß von über 300, vor allem, evangelischen, orthodoxen und anglikanischen Kirchen, hatte für seine Kampagne zur Bekämpfung der Gewalt zunächst sieben Städte ausgewählt. Erfolgreiche Aktionen kirchlicher Gruppen und anderer Initiativen in diesen Städten veranlaßten die Vollversammlung des ÖRK 1998 in Harare, die weltweite "Dekade zur Überwindung von Gewalt" auszurufen.

Stuttgart, 18. Juni 1999
Pressestelle der EKD