Gedenken an die Vertreibung der Wolgadeutschen vor 60 Jahren

Gottesdienst in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin

20. August 2001

Aus Anlass der Vertreibung der Wolgadeutschen vor 60 Jahren wird auf Einladung der Konferenz für Aussiedlerseelsorge in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am 28. August 2001 um 17.00 Uhr in der Französischen Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt in Berlin ein zentraler gemeinsamer Gedenkgottesdienst gefeiert. Die Ansprache wird Bischof Klaus Wollenweber, Görlitz, Beauftragter des Rates der EKD für die Fragen der Spätaussiedler und der Heimatvertriebenen, halten.

Weihbischof Gerhard Pieschl, Beauftragter der katholischen Deutschen Bischofskonferenz für Flüchtlings- und Vertriebenenseelsorge, sowie Vertreter des Bundes freikirchlicher Gemeinden - Baptisten -, des Betreuungsdienstes mennonitischer Gemeinden in Deutschland und der Landsmannschaft der Russlanddeutschen und der Chor Russlanddeutscher aus Altenburg (Thüringen) werden am Gottesdienst beteiligt sein.

Bei der anschließenden Gedenkstunde in den Räumen der Evangelischen Akademie zu Berlin im Untergeschoss der Französischen Friedrichstadtkirche werden der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Jochen Welt, MdB, Erzbischof Professor Dr. Georg Kretschmar, St. Petersburg, Bischof Josef Werth, Novosibirsk, und Pastor Otto Penno, Landsmannschaft der Russlanddeutschen, das Wort an die Zuhörer richten.

Begleitend zu diesem Anlass zeigt die Landsmannschaft der Russlanddeutschen am 28. August 2001 die Ausstellung: „Volk auf dem Weg. Schicksalswege der Deutschen in Russland. Integration der Russlanddeutschen in Deutschland“ in der Französischen Friedrichstadtkirche.

Hannover, 20. August 2001
Pressestelle der EKD

Hinweis: Für Rückfragen steht Ihnen im Kirchenamt der EKD Oberkirchenrat Wolfgang Wild zur Verfügung (Tel.: 0511 / 27 96 204, Mail: wolfgang.wild@ekd.de). Das zur Verlesung in Gemeindegottesdiensten vorgesehene „Wort zum 28. August 2001 - Vertreibung der Wolgadeutschen vor 60 Jahren“ ist als Anlage beigefügt.


Anlage

"Wort zum 28. August 2001 -
Vertreibung der Wolgadeutschen vor 60 Jahren"

Folgenden Text empfehlen wir in den christlichen Gemeinden in Deutschland möglichst zeitnah zum 28. August 2001 in Gottesdiensten zu verlesen oder anderweitig zu veröffentlichen:

Der 28. August 1941, also vor sechzig Jahren, ist ein häufig vergessenes Datum deutscher Geschichte.

An diesem Tag erließ der Oberste Sowjet ein Dekret, dessen Folge die grausame Vertreibung der Wolgadeutschen war. Sie waren nun wie die anderen von Katharina der Großen ins Land geholten Deutschen nach dem deutschen Einmarsch in Russland zu Staatsfeinden und vogelfrei geworden.

„Sie trieben uns raus wie obdachlose Hunde. Man hat uns Wolgadeutschen alles geraubt - die Häuser, das Land, das Vieh, das Geld, die Heimat, die Rechte ...“ - so eine Überlebende. Familien wurden auseinandergerissen und Tausende verloren ihr Leben - auch später noch im Frondienst der Arbeitsarmee.

In den Herkunftsländern der Spätaussiedelnden, in Kasachstan oder Sibirien, haben die „Deutschen“ als Minderheit heute noch große Nachteile zu erdulden. Bei uns werden sie oft abschätzig die „Russen“ genannt.

In einem zentralen gemeinsamen Gottesdienst in Berlin am 28.8.2001 werden wir an dieses schreckliche Geschehen erinnern und Fürbitte halten für alle Menschen, die davon betroffen sind.

Die aussiedelnden Deutschen und ihre Angehörigen verstehen sich in der überwiegenden Mehrzahl als Christen. Wir rufen die Mitchristen in unseren Gemeinden auf, das schwere Schicksal der Russlanddeutschen, das noch Generationen nachwirkt, nicht zu vergessen und bitten in ihrem Namen um freundliche Aufnahme, wenn sie zu uns in ihre alte, neue Heimat aussiedeln.

Der Beauftragte des Rates der EKD für die Fragen der Spätaussiedler und Heimatvertriebenen
(Bischof Klaus Wollenweber, Görlitz)

Der Beauftragte des Bundes Freikirchlicher Gemeinden - Baptisten - für die Fragen der Aussiedler
(Viktor Krell)

Der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge
(Weihbischof Gerhard Pieschl)

Der Vorsitzende des Aussiedler-Betreuungsdienstes e.V. mennonitischer Gemeinden in Deutschland
(Hermann Heidebrecht)