EKD für Rückkehr zu politischen Lösungen im Nahen Osten

Auslandsbischof Rolf Koppe gegen Eskalation der Gewalt

14. August 2001

Angesichts der Eskalation der Gewalt zwischen Palästinensern und Israelis setzt sich der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Rolf Koppe, Hannover, für die Rückkehr zur Politik des Friedens ein:

"Sowohl Terroranschläge als auch Einsätze militärischer Gewalt haben in den letzten Wochen zu einer Spirale der Vergeltung geführt, die blind macht für die Notwendigkeit, zu politischen Verhandlungen zurückzukehren. Es gibt dazu keine Alternative zwischen zwei Völkern, die als Nachbarn zusammenleben müssen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind Zugeständnisse und Kompromisse nötig, wie die seit 1993 in Oslo begonnenen und auch teilweise schon mit Erfolg geführten Verhandlungen gezeigt haben.

Als Begleiterin des Friedensprozesses sowohl durch das jahrzehntelange Gespräch zwischen Juden und Christen als auch durch ihr traditionelles Engagement im Bildungs- und Krankenhauswesen Palästinas hat sich die Evangelische Kirche, gemeinsam mit ihren weltweiten ökumenischen Partnern, im vorpolitischen Raum für die Versöhnung eingesetzt. Sie sieht derzeit die Früchte ihrer Arbeit gefährdet, weil viele ihrer Partner vor Angst wie gelähmt sind und darunter leiden, kaum noch Gehör zu finden.

Die EKD ist seit über hundert Jahren mit zwei Kirchen, einer Propstei mit Gästehaus, einem Archäologischen Institut und einem vom Lutherischen Weltbund treuhänderisch verwalteten Krankenhaus in Jerusalem präsent und pflegt enge Beziehungen zu den anderen Kirchen in Jerusalem und auf der Westbank.

Die EKD appelliert an beide Konfliktparteien - Israel und die palästinensische Autonomiebehörde - auf der Grundlage des Mitchell-Berichts einen neuen Anfang zu machen und mit Hilfe der USA, der Europäischen Union sowie der UNO an den Verhandlungstisch zurückzukehren und dabei Nichtregierungsorganisationen, Kirchen und Religionsgemeinschaften bei der Lösung aufgeschobener Probleme einzubeziehen. Hierzu gehören u.a.: der Status von Jerusalem, die Rückkehr von Flüchtlingen und der Baustopp von Siedlungen.

Die EKD ist sich bewusst, dass es im Blick auf das gegenseitig zugefügte menschliche Leid nicht leicht ist, der politischen Vernunft wieder eine Chance zu geben. Sie bittet die religiösen Führer dagegen anzugehen, dass in Verkehrung echten Glaubensengagements junge Menschen für Terrorakte missbraucht werden und in falscher Verklärung Heiliger Stätten politische Provokationen geduldet werden. Die Besetzung des Orienthauses durch israelisches Militär dient ebenso wenig der Wiederaufnahme politischer Gespräche wie die Selbstmordattentate palästinensischer Extremisten.

Die EKD bittet die internationale Staatengemeinschaft, nicht abzuwarten, sondern Pläne zu entwickeln, die gesamte Region aktiv durch wirtschaftliche Maßnahmen zu stärken und der zunehmenden Verarmung Einhalt zu gebieten."

Hannover, 14. August 2001
Pressestelle der EKD