Zum Verhältnis von Kirche und Staat in Serbien

07. Juni 2001

Gruppenfoto der Teilnehmer

Pressemitteilung zur Konferenz auf Einladung der Serbischen Orthodoxen Diözese für Mitteleuropa unter Mitwirkung der Evangelischen Kirche in Deitschland und der Deutschen Bischofskonferenz am 6. und 7. Juni 2001 in Berlin

„Wir wollen der Kirche in unserer Heimat helfen, im Zusammenhang des europäischen Einigungsprozesses ein angemessenes Verhältnis von Kirche und Staat in Serbien zu finden“. Das stellte Erzpriester Milan Pejic, Generalvikar der serbischen orthodoxen Diözese für Mitteleuropa, während einer Konferenz fest, zu der seine Diözese unter Mitwirkung der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland am 6. und 7. Juni 2001 nach Berlin eingeladen hat. Der serbische Religionsminister Vojsislav Milovanovic stellte auf dieser Konferenz die wesentlichen Inhalte des neuen serbischen Religionsgesetztes vor, für das ein erster Entwurf vorliegt. Bischof Ignatije von Branicevo, der im Auftrag des serbischen heiligen Synods an der Konferenz teilnahm, unterstrich, dass das Gesetz, der serbischen orthodoxen Kirche einen rechtlichen Status sichere und eine gleichwertige Anerkennung aller großen Religionsgemeinschaften vorsehe. Die serbische orthodoxe Kirche wird in der Präambel des Gesetzentwurfs nicht als Nationalkirche bezeichnet, sondern als traditionelle Kirche neben anderen historischen Kirchen genannt.

In diesem Zusammenhang bestätigte Bischof Ignatije den zwischen Religionsgemeinschaften in Serbien bestehenden Konsens darüber, dass ein Kooperationsmodell zwischen Staat und Kirche erstrebenswert sei, wie es zum Beispiel auch in Deutschland praktiziert werde. Es achte die jeweilige Autonomie, sehe aber vielfältige und unterschiedliche Verbindungen beider Institutionen vor. Der Mufti von Belgrad, Hadzi Hamdija Jusufspahic, bekräftigte den Wunsch nach gelebter Kooperation zwischen den Religionsgemeinschaften und dem Staat.

Gegenstand der Diskussion während der Konferenz waren in diesem Zusammenhang insbesondere die Einführung eines konfessionell gebundenen Religionsunterrichts an staatlichen Schulen, die Möglichkeit der Religionsgemeinschaften zu Krankenhaus-, Gefängnis- und Militärseelsorge, die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten für Religionsgemeinschaften sowie das Verhältnis zwischen den staatlichen und kirchlichen sozialen Diensten.

Als vordringliche Erwartung an die Religionsgemeinschaften in Serbien wurde geäußert, dass sie sich aktiv an dem Prozess der Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit beteiligen und dabei auch ihre eigene Rolle reflektieren. Als besonderer Auftrag der Kirche wurde die Begleitung von Kriegsdienstverweigerern und die Förderung von Friedensdiensten genannt.

Berlin, 07. Juni 2001

Serbische Orthodoxe Diözese für Mitteleuropa
Deutsche Bischofskonferenz (DBK)
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)