"Vom Geist bewegt - die Welt bewegen"

EKD-Ratsvorsitzender, Präses Manfred Kock, zum Pfingstfest 2001

03. Juni 2001

 „O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein, gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an...“ (Ev. Gesangbuch, Lied Nr. 136)

Mit dem Pfingstfest verbindet sich die Sehnsucht nach mehr Begeisterung für das Christsein. Der Ursprung der Kirche war eine geistbewegte Gemeinschaft mit einer weltbewegenden Botschaft. Auch heute will der Glaube mitreißend verkündet und das Engagement der Liebe überzeugend wirksam sein. Menschen sollen zu neuer Gemeinschaft zusammenfinden. Solche Wünsche sind lebendig bei vielen, denen die Sache Jesu am Herzen liegt.

Die biblischen Pfingst-Geschichten halten diese Wünsche wach. Sie wollen Motivation stärken, wo es uns im kirchlichen Alltag an Geistesgegenwart und Begeisterung mangelt, etwa wenn wir im ökumenischen Dialog über scheinbar unüberwindbare Hindernisse klagen. Doch dann gibt es auch die wundervollen Beispiele konfessionsübergreifender Gemeinschaft. So setzen sich ökumenische Gruppen für ein glaubwürdiges christliches Engagement in einem Stadtteil ein. So arbeiten christliche Kirchen gemeinsam für die Gestaltung des Zusammenlebens von Einheimischen und Zugewanderten.

Pfingsten macht sensibel für die Spuren des Geistes im menschlichen Leben. Nicht zuletzt darum sperrt sich der christliche Glaube gegen den Missbrauch menschlichen Lebens als Biomasse. Deswegen können Christen es nicht hinnehmen, menschliche Embryonen für Forschungszwecke herzustellen und zu verbrauchen. Deswegen wenden wir uns auch dagegen, wenn der Ruf leidender und sterbender Menschen nach menschlicher Nähe und liebevoller Begleitung mit dem Angebot der Todesspritze beantwortet wird.

Der Geist öffnet die Augen auch für diese Nöte. Viele Christen setzen sich daher mit ganzer Kraft für Pflegebedürftige ein und begleiten in der Hospiz-Arbeit Menschen in der letzten Phase ihres Lebens.

Pfingsten sagt uns: Wir sind „Vortrupp des Lebens“ (H. Gollwitzer). Auch der Kirchentag in Frankfurt wird zeigen, dass wir uns den neuen ethischen Fragen stellen und gegenüber den Herausforderungen der Zukunft die Liebe zum Leben und die Achtung vor der Würde des Menschen wach halten.

Wir haben eine gute Sache zu vertreten. Phantasie und Mut zum Aufbruch in weites Land bleiben ungebrochen, wo wir Gottes Geist vertrauen.

Hannover den 3. Juni 2001
Pressestelle der EKD