Stellungnahme anlässlich der Debatte des Deutschen Bundestages zur Bioethik

EKD-Ratsvorsitzender, Präses Manfred Kock

31. Mai 2001

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) begrüsst das große Engagement, mit dem der Deutsche Bundestag sich an der notwendigen breiten gesellschaftlichen Diskussion über die Entwicklungen in der Biomedizin beteiligt. Die heutige erste Bundestagsdebatte zur Bioethik hat grundlegende Übereinstimmungen und tief greifende Meinungsunterschiede im Parlament offen gelegt, die Fraktions- oder Parteigrenzen überschreiten.

Ich bin sehr dankbar für die breite Übereinstimmung unter den Abgeordneten, dass die Würde des Menschen, wie sie als Artikel 1 des Grundgesetzes höchstes Rechtsgut unserer Verfassung benennt, auch für die Fragen der Gentechnologie die entscheidende Orientierung geben muss. Die evangelische Kirche teilt auch den Grundsatz, dass Chancen auf Heilung und Linderung von Krankheit und Leid, die in der neuen Biotechnologie liegen, überall dort ergriffen werden müssen, wo sie nicht mit den Rechten des Menschen auf Schutz seines Lebens und Wahrung seiner Würde kollidieren.

Die Uneinigkeit in der Frage der Grenzziehung für Wissenschaft, Wirtschaft und Forschung vor allem bei der Methode der Präimplantationsdiagnostik und beim Umgang mit embryonalen Stammzellen ist für mich Anlass zur Bekräftigung der Haltung, die der Rat der EKD in seiner Erklärung vom 22. Mai 2001 „Der Schutz menschlicher Embryonen darf nicht eingeschränkt werden„ eingenommen hat: Die Herstellung menschlicher embryonaler Stammzellen, die Freigabe überzähliger Embryonen aus künstlicher Befruchtung für Forschungszwecke, auch die Präimplantationsdiagnostik würden die Grenzen überschreiten, die wir uns selber setzen sollten, um das menschliche Leben umfassend zu schützen und seine Würde zu wahren.

Ich erinnere an die Forderung des Bundespräsidenten nach einem "Fortschritt nach menschlichem Maß". Diesem Maß entsprechend müssen wir den wissenschaftlichen Fortschritt gestalten.

Hannover, den 31. Mai 2001
Pressestelle der EKD