"Die richtige Rede zur richtigen Zeit"

Stellungnahme des Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD),Präses Manfred Kock, zur Berliner Rede des Bundespräsidenten vom 18. Mai 2001

18. Mai 2001

„Wird alles gut? Für einen Fortschritt nach menschlichem Maß“

Bundespräsident Johannes Rau hat heute in Berlin die richtige Rede zur richtigen Zeit gehalten. Sie würdigt die Chancen wissenschaftlicher Forschung für Millionen Menschen und weist zugleich auf das nötige Maß. Ich bin außerordentlich dankbar für die Klarheit, mit der der Bundespräsident uns den Scheideweg, an dem wir auf den verschiedenen Feldern wie Forschung an Embryonen, Präimplantationsdiagnostik oder dem Umgang mit Tod und Sterben stehen, vor Augen führt. Die kritischen Argumente, mit denen Johannes Rau seine Skepsis gegenüber einer Veränderung unseres Menschenbildes bekundet, teile ich ausdrücklich. Gegenüber den immer wieder für eine Grenzverschiebung angeführten ökonomischen Argumenten räumt der Bundespräsident dem Schutz des Lebens eindeutig den Vorrang ein.

Ich hoffe sehr, dass diese Berliner Rede in allen politischen Gruppen, in der Wissenschaft, in unseren Kirchen und in der gesamten Gesellschaft starke Resonanz erfährt. An der breiten gesellschaftlichen Auseinandersetzung darüber, wie der Schutz des menschlichen Lebens auch künftig zu sichern ist, wird sich die evangelische Kirche auch künftig beteiligen. Dass der Bundespräsident namentlich das Engagement der Kirchen in der Bioethik-Debatte hervorhebt, ermutigt uns zusätzlich zur Fortsetzung unseres Einsatzes.

Erfreut bin ich auch über die klaren Alternativen, die Johannes Rau der Scheinlösung „aktive Sterbehilfe“ gegenüberstellt. Durch seinen Appell sollten sich gerade auch die Christen in unserem Land aufgerufen fühlen, der sogenannten „Euthanasie“ das Angebot einer menschlichen, christlichen Sterbebegleitung entgegenzusetzen. In unserer morgen beginnenden ökumenischen „Woche für das Leben“ zum Thema „Menschen würdig pflegen“ wollen wir auch diese Notwendigkeit noch einmal deutlich unterstreichen.

Hannover, den 18. Mai 2001
Pressestelle der EKD