Engelhardt: Bei Diskussion um Ehe und Lebensformen ist Klärung möglich

Inhaltliche Kriterien für Leitbild des Zusammenlebens von Mann und Frau

23. Mai 1997 (1. Tagung der 9. Synode der EKD)

Der EKD-Ratsvorsitzende Engelhardt hat die Beratungspause in der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (NEK) in der Diskussion um die Stellung der Kirche zur Ehe und zu anderen Formen des Zusammenlebens von Mann und Frau begrüßt. Damit habe die nordelbische Synode der eigenen Kirche und der Gemeinschaft der Gliedkirchen Zeit gegeben zu mehr Gemeinsamkeit zu finden. Engelhardt kündigte an, daß noch im Mai Vertreter und Vertreterinnen des Rates der EKD und der Leitungsorgane der nordelbischen Kirche zu einem Gespräch über diese Fragen zusammenkommen werden.

Die nordelbische Synode hatte sich im Februar 1997 u.a. dafür eingesetzt, "verbindliche und auf Dauer angelegte eheähnliche Partnerschaften als für Christinnen und Christen mögliche Lebensformen anzuerkennen...". Dagegen hatte das Bischofskollegium der NEK mehrheitlich ein Veto eingelegt. Auch der Rat der EKD hatte sich kritisch zu dem Synodalbeschluß geäußert. Am 14. April erfolgte dann das Moratorium der nordelbischen Synode.

Der EKD-Ratsvorsitzende setzte sich für eine gesamtkirchliche Verständigung über "das Leitbild des Zusammenlebens von Mann und Frau" ein. Diese könne nur erfolgen, "indem wir auf die Heilige Schrift und die sie auslegenden Bekenntnisse hören", sagte der Landesbischof. Er nannte einige Kriterien für dieses Leitbild auf wie etwa die "freiwillige Zustimmung vor Gott", die Ganzheitlichkeit, Verbindlichkeit, Anlage auf Dauer, partnerschaftliche Gestaltung und die Eröffnung eines Lebensraumes für Kinder.

Wenn der Konsens hinsichtlich dieser inhaltlichen Kriterien bestätigt und bekräftigt werde könne, seien auch Klärungen für die noch offenen Fragen möglich, äußerte Engelhardt. Als klärungsbedürftig benannte der Ratsvorsitzende unter anderem das Verhältnis des christlichen Leitbildes von Ehe zur geltenden Rechtsform der Ehe und den möglichen und gebotenen Respekt im Blick auf nichteheliche Formen des Zusammenlebens von Mann und Frau. Die Synode sei auch in diesen Fragen den Menschen Orientierungshilfe schuldig, "damit das Zusammenleben in unserer Gesellschaft nicht der Beliebigkeit preisgegeben wird", schloß Engelhardt.

Friedrichroda, 23. Mai 1997
Pressestelle der EKD