Ratsvorsitzender erinnert an die Rolle der Christen bei der Wende in der DDR

Ladenschluss: Angriffe auf Sonntag dienen "Durchsetzung partikularer Interessen"

7. November 1999 (4. Tagung der 9. Synode der EKD)

In seinem Bericht vor der EKD-Synode erinnerte der Ratsvorsitzende Manfred Kock auch an den "Anfang vom Ende der Teilung Deutschlands und Europas" im Herbst 1989. Die Ereignisse von damals seien am Tagungsort der Synode in Leipzig "in besonderer Weise gegenwärtig". Es seien nicht nur die grossen Einzelpersönlichkeiten gewesen, die die tiefe Veränderung der Verhältnisse herbeiführten. Viele für die Nachwelt "weithin namenlose" Bürgerinnen und Bürger hätten in den Städten und Dörfern der DDR "mit Mut und Zuversicht das Alte zum Einsturz und das Neue auf den Weg gebracht", betonte Kock. "Es waren gerade Christen und Kirchengemeinden, die die gewaltlose Wende bewirkt haben".

Die evangelischen Landeskirchen in Ostdeutschland befinden sich nach den Worten des Ratsvorsitzenden in einem Prozess tiefgreifender Veränderungen. Die zurückgehende Mitgliederzahl habe finanzielle und strukturelle Konsequenzen für Gemeinden, Kirchenkreise und Landeskirchen. In dieser Situation sei die verstärkte Zusammenarbeit zwischen den ostdeutschen Gliedkirchen naheliegend. Präses Kock hob die Bemühungen der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und der Evangelisch-lutherischen Kirche in Thüringen um eine engere Zusammenarbeit hervor. Wenn dies gelänge, so Kock, würde sich die "kirchliche Landschaft innerhalb der EKD entscheidend verändern".

Ausdrücklich erwähnte der Ratsvorsitzende, dass die östlichen Gliedkirchen zu den ersten gehörten, die gegen die Ausweitung der Verkaufszeiten in Badeorten protestierten, "um die aktuellen Angriffe auf den Sonntag abzuwehren". Bei diesen Bestrebungen zur Aushöhlung des Sonntagsschutzes gehe es um das "Durchsetzen partikularer Interessen". Kock wörtlich: "Es scheint kein Zufall, dass es gerade grosse Kaufhäuser sind, die hier die Vorreiterrolle übernommen haben, um die Sogwirkung der Begehrlichkeiten zu testen."

Der Ratsvorsitzende zeigte sich erfreut über Erklärungen der Bundes- und mehrerer Landesregierungen, bei den Plänen zur Änderung des Ladenschlussgesetzes den Sonntag aussparen zu wollen. Die Entscheidung über weitreichende Ausnahmen auf die Ebene der Kommunalverwaltungen zu schieben, halte er allerdings für "nicht hinnehmbar". Die von allen Landeskirchen gemeinsam getragene Öffentlichkeitsaktion der EKD für den Sonntag hat nach den Worten Kocks ebenso wie die Unterschriftensammlung mehrerer evangelischer Wochenzeitungen beachtliche Erfolge aufzuweisen.

Leipzig, den 7. November 1999
Pressestelle der EKD