Kock mahnt zügige Verhandlungen zur Entschädigung der NS-Zwangsarbeiter an

7. November 1999 (4. Tagung der 9. Synode der EKD)

Der Vorsitzende des Rates der EKD, Präses Manfred Kock, hat an Wirtschaft und Politik appelliert, die laufenden Verhandlungen über eine Entschädigung der Zwangsarbeiter aus der Zeit der Nazidiktatur zügig fortzusetzen und ein Ergebnis zu erzielen, "das vor der Geschichte bestehen kann". In seinem Bericht zum Auftakt der in Leipzig tagenden EKD-Synode bat er die betroffenen Unternehmen "eindringlich", die erforderlichen Beträge aufzubringen. "Nur so können sie ihrer Verantwortung für die Opfer der NS-Zwangsmassnahmen gerecht werden", mahnte der Ratsvorsitzende. Für die Entschädigung der Zwangsarbeiter gibt es nach den Worten Kocks "eine staatliche und gesellschaftliche Gesamtverantwortung". Diese rechtfertige den Einsatz von Mitteln aus dem Bundeshaushalt.

In seinem Bericht vor der Synode würdigte Präses Kock den im August verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis als "Brückenbauer" zwischen Christen und Juden. Dank Bubis' Toleranz konnten auch schwierige Fragen im christlich-jüdischen Dialog konstruktiv angegangen werden, betonte der Ratsvorsitzende. Der Verstorbene habe auch deutlich gemacht, "dass es eine gemeinsame Zukunft von Christen und Juden in unserem Land nur geben kann, wenn die dunklen Seiten der Vergangenheit nicht verdrängt oder verharmlost werden". Im Zusammenhang damit bekräftige Kock die aus historischen und theologischen Gründen ausgesprochene Absage des Rates der EKD an eine auf Bekehrung zielende, organisierte christliche Judenmission.

Ratsvorsitzender für verbesserte protestantische Präsenz in den Medien

Der Ratsvorsitzende sprach sich für eine verbesserte Präsenz des deutschen Protestantismus in den nicht-kirchlichen Medien sowie die Stärkung der eigenen publizistischen Einrichtungen aus. Als einen der vorrangigen Bereiche nannte er neben einer Verstärkung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit einen Ausbau der Aus- und Fortbildungsinstitutionen "Evangelische Medienakademie" und "Evangelische Journalistenschule". Die Arbeit der beiden Nachrichtenagenturen Evangelischer Pressedienst (epd) und Informationsdienst der Evangelischen Allianz (idea) nannte Kock "unentbehrlich, um kirchliches Denken und Handeln in die säkulare Presse zu vermitteln". Die Agenturarbeit müsse im härter gewordenen Konkurrenzkampf bestehen können.

Auf zentraler Ebene sollten den kirchlichen Medien publizistische Dienstleistungen wie Marketing oder Leseranalysen angeboten werden. Die Internetarbeit der EKD, des Gemeinschaftswerkes der Evangelischen Publizistik (GEP) und in den Gliedkirchen nannte Präses Kock eine "publizistische Erfolgsgeschichte". Es bedarf nach seiner Ansicht der Hilfe einer zentralen Stelle zur Koordination und Weiterentwicklung, um die Vielfalt der Angebote zur Geltung zu bringen. Im Zuge der Digitalisierung von Funk und Fernsehen müsse die evangelische Kirche vermehrt "qualifizierte Programmteile" anbieten, "damit wir in den elektronischen Medien wahrnehmbar bleiben".

Leipzig, den 7. November 1999
Pressestelle der EKD