Die EKD trauert um Oberkirchenrat Tilman Winkler

Theologe und Sozialexperte starb nach schwerer Krankheit in Hannover

12. Januar 2001

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) trauert um Oberkirchenrat Tilman Winkler: Am 10. Januar 2001 ist der Theologe und Sozialexperte kurz vor Vollendung seines 57. Lebensjahres nach schwerer Krankheit in Hannover verstorben. Winkler war seit über 25 Jahren Mitarbeiter im Kirchenamt der EKD. Als Referent für sozial- und gesellschaftspolitische Fragen war er vor allem mit Themen aus der Arbeitswelt, der Sozialpolitik, dem Gesundheitswesen und der kirchlichen Industrie- und Sozialarbeit beschäftigt. Viele Denkschriften, Studien und Worte der EKD tragen seine Handschrift. Winkler hinterläßt seine Ehefrau und zwei Kinder.

Der Vorsitzende des Rates der EKD, Präses Manfred Kock, erklärte, der Rat nehme mit großer Trauer und tiefer Dankbarkeit Abschied von dem "herausragenden Sozialethiker" Tilman Winkler. Mit seinen Beiträgen habe er der sozialethischen Kompetenz der EKD Respekt und Anerkennung verschafft. Winkler habe die Fähigkeit besessen, in schwierigen sozialpolitischen Fragen und in Konflikten der Arbeitswelt gangbare Lösungswege zu entdecken. "Er war ein fröhlicher Prediger der Vision biblisch begründeter Solidarität und Gerechtigkeit", sagte der Ratsvorsitzende.

Der Präsident des Kirchenamtes der EKD, Valentin Schmidt, würdigte den Verstorbenen in einem Nachruf als reich begabten, ideenreichen und hoch geschätzten Mitarbeiter: "Das Kirchenamt und die gesamte EKD haben mit seinem Tod einen großen Verlust erlitten." In den Monaten seiner schweren Krankheit habe Winkler selbst den Konsultationsprozess zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland und das am Ende dieses Prozesses 1997 veröffentlichte gemeinsame Wort "Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit" als Krönung und in gewissem Maße als Vollendung seiner Arbeit empfunden. Doch auch viele andere Veröffentlichungen werden mit Winklers Namen verbunden bleiben, heißt es in dem Nachruf weiter: "Leistung und Wettbewerb" (1978), "Landwirtschaft im Spannungsfeld" (1984), "Verantwortung wahrnehmen für die Schöpfung" (1985), "Alterssicherung" (1987), "Verantwortung für ein soziales Europa" (1991), "Handwerk als Chance" (1997) oder "Herz und Mund und Tat und Leben" (1998), die letzte von Tilman Winker vorbereitete Denkschrift, die der Diakonie gewidmet war.

Als Geschäftsführer der EKD-Kammer für soziale Ordnung und mehrerer ad-hoc-Kommissionen sei Winkler "in unendlicher Geduld und großem Geschick" daran gelegen gewesen, "Brücken zu schlagen und den Konsens zu verbreitern", erklärte Präsident Schmidt. Im Ständigen Ausschuss der Synode der EKD für Kirche, Gesellschaft und Staat habe er für sorgfältige Aufnahme und fachkundige Bearbeitung der Anregungen aus Synode und Kirchenmitgliedschaft gesorgt. Verbände und Einrichtungen aus seinem Arbeitsbereich hatten in ihm "einen engagierten, treuen Sachwalter". Aber auch das alltägliche Zusammenleben im Kirchenamt, vor allem die kleinen und großen Feste und Veranstaltungen, profitierten von der nahezu universalen Begabung Tilman Winklers: als Musiker, als Autor, als Zeichner und Maler. Seine auf Sitzungen entstandenen Karikaturen waren und sind ebenso wie Gedichte und Andachten ein begehrtes Sammelobjekt.

Tilman Winkler wurde am 19. Januar 1944 in Dachau geboren, sein bayerisches Idiom war nicht zu überhören. Er studierte Theologie und Philosophie in München und Erlangen. Sein Vikariat absolvierte er in der Evangelisch-reformierten Kirche in Nordwestdeutschland. Nachdem Winkler bereits vier Jahre als Assistenzreferent in der Kirchenkanzlei (heute Kirchenamt) der EKD tätig war, wurde er 1979 in das Kirchenbeamtenverhältnis auf Lebenszeit berufen.

Hannover, 12. Januar 2001
Pressestelle der EKD