HIV/AIDS: Die neue Plage Afrikas

Gemeinsame Presseinformation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission (DIFÄM) zum Welt-Aids-Tag

01. Dezember 2000

Im August dieses Jahres wurde eine Delegation des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unter der Leitung des Ratsvorsitzenden, Präses Manfred Kock, in Südafrika und Namibia in besonderer Weise mit der HIV/AIDS-Problematik konfrontiert, die in diesen Ländern das Ausmaß nationaler Katastrophen angenommen hat.

Aufgrund dieser Erfahrungen weist die Evangelische Kirche in Deutschland anlässlich des diesjährigen Welt-Aids-Tages (1. Dezember) besonders auf die AIDS-Problematik in Afrika hin. Sie unterstreicht ihre besondere ökumenische Verantwortung bei dem Thema HIV/AIDS.

Die Evangelische Kirche in Deutschland engagiert sich in Kooperation mit dem Deutschen Institut für Ärztliche Mission (DIFÄM), Brot für die Welt und dem Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) seit Jahren zusammen mit ihren Partnerkirchen in Afrika bei der AIDS-Bekämpfung (beim DIFÄM handelt es sich um die Fachstelle Gesundheit für den Entwickungsdienst der evangelischen Kirchen in Deutschland). Viele erfolgreiche Projekte, insbesondere Aufklärungskampagnen, die Betreuung von Patienten und die soziale Unterstützung für betroffene Familien wurden gemeinsam durchgeführt. Allerdings haben sich auch die Kirchen im südlichen Afrika dem AIDS-Problem zunächst nur zögerlich und mit Vorbehalten gestellt. Die weitverbreitete Tabuisierung von HIV/AIDS ist dort nach wie vor eines der Haupthindernisse für eine wirksame Bekämpfung. Ein Abwarten und eine moralisierende Diskussion über die Ursachen von HIV/AIDS sind jedoch nicht zu verantworten.

AIDS ist seit vielen Jahren ein weltweites Problem ungeheuren Ausmaßes. Nach wie vor sind in Deutschland Tausende von Menschen mit dem Immunschwäche-Virus infiziert und die rasante Ausbreitung insbesondere auch in den osteuropäischen Ländern bereitet große Sorge. Mehr als alarmierend ist vor allem die Entwicklung in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Dort ist AIDS inzwischen die Todesursache Nr. 1 und bedroht die soziale und wirtschaftliche Entwicklung ganzer Gesellschaften. Nach dem neuesten Bericht des Sonderhilfswerks der Vereinten Nationen UNAIDS werden in vielen Ländern des südlichen Afrikas zwischen 50 und 70 % der heute 15-jährigen Menschen sich im Verlauf ihres Lebens mit HIV infizieren und an AIDS sterben, wenn nicht unverzüglich Gegenmaßnahmen getroffen werden. Diese real fast nicht vorstellbaren Zahlen stehen für Millionen von Einzelschicksalen: Menschen, die ohne medizinische Hilfe einen qualvollen Tod sterben müssen; Familien, die um ihre Angehörigen trauern; und nicht zuletzt Millionen von Waisenkindern, die vor einer völlig ungewissen Zukunft stehen.

Bei einer Katastrophe solchen Ausmaßes müssen alle gesellschaftlichen Kräfte, die internationale Gemeinschaft und die Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit diesem Problem höchste Priorität einräumen und die erforderlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der AIDS-Epidemie unterstützen. Die Methoden, wie dieser Erkrankung vorgebeugt werden kann, sind mittlerweile gut erforscht und bekannt. Es fehlt aber vielerorts noch am politischen Willen und an den finanziellen Ressourcen, diese Programme auch wirklich umzusetzen.

Die Evangelische Kirche in Deutschland will auf folgende Weise ihren Beitrag zu einer besseren Bekämpfung von HIV/AIDS in Afrika leisten:

  • Sie wird den Dialog mit ihren Partnerkirchen in Afrika über HIV/AIDS wesentlich intensivieren:

  • Sie wirkt aktiv mit an einem neuen Programm des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), das theologisch fundiert und ohne sexualethische Vorbehalte sich der AIDS-Aufklärung an der Basis widmet.

  • Sie ist bereit, die Unterstützung wirksamer AIDS-Projekte in Afrika durch ihre Hilfswerke wesentlich zu erhöhen.

  • Sie setzt sich gegenüber Politik und Wirtschaft dafür ein, dass moderne, wirksame Medikamente auch für HIV-Infizierte in den ärmeren Ländern erschwinglich werden.

  • Sie setzt sich für eine stärkere Auseinandersetzung mit diesem Thema in der deutschen Öffentlichkeit ein.

  • Sie bittet die Bundesregierung, ihrerseits die Mittel zur AIDS-Bekämpfung in der Entwicklungszusammenarbeit wesentlich zu erhöhen und auch einen größeren Beitrag zur Entwicklung von tragfähigen Methoden, z.B. in der Impfstoffforschung zu leisten.

  • Sie bittet, kirchliche Projekte zur Bekämpfung von AIDS in Afrika verstärkt zu unterstützen durch Spenden an: "Brot für die Welt", Konto-Nr. 500 500 500, Postbank Köln, BLZ 370 100 50.

Hannover/Düsseldorf, 28. November 2000
Pressestelle der EKD
Deutsches Institut für Ärztliche Mission