Kirchen sollen sich mit unmäßigem Reichtum befassen

Konferenz zu "Christsein, Armut und Reichtum im 21. Jahrhundert" in Delhi, Indien

21. November 2000

"Wirtschaftliche Globalisierung macht die Reichen reicher und hat verheerende Auswirkungen auf die Ärmsten der Welt" lautet die wichtigste Aussage von Fallstudien, die auf einer internationalen kirchlichen Konferenz in Neu Dehli in Indien letzte Woche (13. - 18. November 2000) vorgestellt wurden. Delegierte aus 30 Ländern, darunter aus Deutschland Vertreter der EKD, des EED und von Brot für die Welt, forderten Kirchen in aller Welt auf, sich der Frage von unmäßigem Reichtum ebenso zu stellen wie dem Problem der Armut. Angesichts der wachsenden Kluft von Arm und Reich und einer aggressiven Globalisierung der Konkurrenz und der Ökonomisierung aller Lebensbereiche sind die Kirchen in aller Welt gefordert, eine Globalisierung der Solidarität zu bilden und sich damit für ein besseres Leben für die Armen einzusetzen.

"24 Fallstudien in aller Welt wurden in Auftrag gegeben, um Armut und Reichtum in verschiedenen Ländern und Bereichen zu untersuchen und wie die Kirchen darauf in Lehre und Dienst reagieren" berichtet Oberkirchenrat Eberhard Hitzler (EKD) nach seiner Rückkehr aus Delhi. Hitzler ist Mitglied der Steuerungsgruppe des Projekts "Christianity, Poverty and Wealth in the 21st Century". Das Projekt wurde angeregt durch APRODEV, dem Dachverband evangelischer europäischer Hilfsorganisationen und in Partnerschaft mit dem Weltkirchenrat durchgeführt. Fallstudien wurden u.a. in Deutschland, Indien, Kolumbien, Palestina und Namibia durchgeführt. "Aus den Fallstudien ergibt sich ein sehr lebendiges Bild von Leid und Kampf aber auch von Hoffnung und Stärke der Armen in vielen Ländern. Viele Studien zeigen auch, dass sich die Kirchen bisher kaum dazu äußern, dass einige wenige Reiche unmäßig viel Reichtum anhäufen, dagegen immer mehr Menschen überflüssig sind in der weltwirtschaftlichen Globalisierung und in ihren Gesellschaften an den Rand gedrängt. Wir haben beschlossen, auf diesen Fallstudien aufzubauen und in Zukunft regelmäßig einen Bericht der Kirchen weltweit zu Armut und Reichtum herauszugeben."

Vor allem Delegierte von ärmeren Ländern betonten, dass es für die Kirchen und kirchlichen Organisationen in den reichen Ländern unabdingbar sei, sich mit der Kultur des Materealismus auseinander zu setzen, in der auch unmäßiger Reichtum nicht hinterfragt wird. "Die Tatsache, dass einige Menschen in unmäßigem Reichtum leben, während andere kaum genügend zu Essen haben, darf nicht akzeptiert werden," sagte der jamaikanische Delegierte George Mularain, "das ist schändlich und skandalös".

Hannover, 21. November 2000
Pressestelle der EKD