Klimaschutzkonferenz vom 13. bis 24. November 2000 in Den Haag

EKD-Ratsvorsitzender, Präses Manfred Kock

13. November 2000

Von heute bis zum 24. November 2000 findet in Den Haag die 6. Konferenz der Vertragsstaaten der Klimaschutzkonvention statt. Bei dieser Konferenz sollen einige strittige Punkte der Umsetzung des sogenannten "Kyoto-Protokolls" geklärt werden - eine der Voraussetzungen dafür, dass eine ausreichende Zahl von Staaten das internationale Vertragswerk ratifiziert und es überhaupt bindend werden kann.

Die Bundesregierung hat in der jüngsten Zeit Anstrengungen unternommen, mit einem zusätzlichen Klimaschutzprogramm den Ausstoß von Treibhausgasen, insbesondere von CO2 bis 2005 weiter zu reduzieren. Dennoch habe ich die Vorbereitungen zu den Verhandlungen in Den Haag mit Sorge beobachtet. Das Schwergewicht der diskutierten Maßnahmen hat sich verlagert: In vielen Industrieländern steht nicht mehr die Absenkung der heimischen Treibhausgas-Emissionen im Zentrum der Bemühungen, sondern die sogenannten "flexiblen Mechanismen", mit deren Hilfe die Industrieländer ihre Ziele durch Maßnahmen in den armen Ländern des Südens erreichen wollen. Dazu gehört der Handel mit Emissionsrechten und bestimmte Investitionsvorhaben der Industrieländer in diesen Ländern. In zunehmendem Maße richtet sich die Aufmerksamkeit auch auf die sogenannten "Senken" - vor allem Wälder und landwirtschaftlich genutzte Flächen -, die CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen und speichern können.

Die Atmosphäre ist jedoch ein Gut, das allen gemeinsam gehört. Sie umgibt die Erde, bietet Schutz und sorgt für ein dem Leben zuträgliches Klima. Sie ist ein Teil der Schöpfung Gottes. Alle Menschen sind auf sie angewiesen, heute und in Zukunft. Daher sollte es keiner wirtschaftlichen oder politischen Macht erlaubt sein, die Atmosphäre zu schädigen oder sie als Eigentum zu beanspruchen. Die reichen Länder der Erde haben mit ihren hohen Schadstoff-Emissionen eine Veränderung der Zusammensetzung der Atmosphäre und damit die Gefährdung des Klimas zum wesentlichen Teil verursacht. Es sollte ihnen nicht erlaubt werden, sich aus der Verantwortung, ihre eigenen Emissionen drastisch zu reduzieren, freizukaufen. Viele der sogenannten "flexiblen Mechanismen" bergen darüber hinaus die Gefahr, die Ungerechtigkeit der derzeitigen Verteilung von Reichtum und Armut weiter zu festigen. Länder, die aufgrund ihres niedrigen technischen Niveaus nur wenig Treibhausgase emittieren, sind für Direktinvestitionen der reichen Länder im Rahmen der jetzt verhandelten Programme kaum mehr interessant.

Ich bitte daher die deutsche Delegation, bei der heute beginnenden Konferenz nur Lösungen zuzustimmen, die die Industrieländer zur unmittelbaren Reduktion der Emissionen bei sich zuhause zwingen. Ohne eine Änderung der Wirtschafts- und Verbrauchsstrukturen in den reichen Ländern lässt sich eine zukunftsfähige Entwicklung global nicht verwirklichen

Hannover, 13. November 2000
Pressestelle der EKD