Kirchentag erinnert an Stuttgarter Schulderklärung

5. Januar 2015

Generalsekretärin Ellen Ueberschär

Frankfurt a.M. (epd). Für den Kirchentag in Stuttgart ist beim Thema Friedensethik laut Generalsekretärin Ellen Ueberschär der Zusammenhang von Frieden, Entwicklung und Gerechtigkeit bestimmend. "Konflikte und Kriege haben keine eindimensionale Ursache, sondern müssen multiperspektivisch in den Blick kommen", sagte die Theologin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der 35. Deutsche Evangelische Kirchentag findet unter dem Bibelwort "damit wir klug werden" vom 3. bis 7. Juni in Stuttgart statt. Erwartet werden dazu rund 100.000 Besucher.

Eine Antwort auf die bedrohliche Lage in der Welt bestehe darin, an die vor 70 Jahren veröffentlichte Stuttgarter Schulderklärung zu erinnern, sagte Ueberschär. Am 19. Oktober 1945 hatten elf EKD-Ratsmitglieder in Stuttgart im Beisein einer Delegation des Weltkirchenrates bekannt: "Durch uns ist unendliches Leid über viele Völker und Länder gebracht worden... Wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben." Zudem sei eine Veranstaltungsreihe über Schuld und Versöhnung geplant. Zentrale friedenspolitische Fragen greife das Programm auf mit der Frage nach globaler Partnerschaft, nach der Zukunft Europas als Friedensprojekt und der Verantwortung Deutschlands.

Zudem würden die Verantwortung der Wirtschaft für Menschenrechte, die Entwicklung neuer Techniken und die Risiken digitaler Überwachung thematisiert. Ein weiterer Schwerpunkt liege auf Migration und Menschenrechten. Das drängende Thema der Flüchtlingsaufnahme werde unterstützt durch die Kirchentagskollekten zugunsten von Projekten, die Flüchtlingen beistehen.

Zwei Jahre vor dem Reformationsjubiläum werde auf dem Kirchentag die kontroverse interkonfessionelle Debatte über ein ökumenisches Herangehen an das Jahr 2017 weitergeführt, sagte Ueberschär. "Die Frage, ob und wie das Jahr 2017 gemeinsam begangen und gefeiert werden kann, wird zu einer entscheidenden Wegmarke für die Ökumene insgesamt werden." Das Streben nach vertieften gemeinsamen Aktivitäten der Konfessionen treffe in Stuttgart auf eine dichte ökumenische Landschaft.