Grußwort zur Einführung der Geschäftsführerin der ACK

Jürgen Schmude

17. Oktober 2001, Bonn

Grußwort der EKD als entsendender Kirche bei der Einführung von Pfarrerin Barbara Rudolph als Geschäftsführerin der Ökumenischen Centrale der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK)

Dass viele Strahlen aus einem Licht, Jesus Christus, kommen und wir viele Glieder Christi sind, haben wir eben gesungen. Kann man es uns, den verschiedenen christlichen Kirchen, deutlich genug ansehen?

Man muss uns diese Zusammengehörigkeit unter dem einen Herrn ansehen können, um unserer Glaubwürdigkeit in der Verkündigung willen.

„Wir anerkennen die Gemeinschaft im Glauben über alle konfessionellen Unterscheidungen und Trennungen hinaus. Auf Grund der Taufe auf den dreieinen Gott sind wir Glieder der einen Kirche.“ So hat es die EKD-Synode zu ihrem ökumenischen Schwerpunktthema im vorigen Jahr ausgedrückt. Und 1999, zu Mission und Evangelisation, hat sie gesagt: „ Die Mission der Kirche hat eine ökumenische Dimension... Weil wir von der einen Kirche Christi her denken, freuen wir uns auch über das Wachsen anderer christlicher Kirchen.“

Eingeführt wurde die Synode damals in den „Missionarischen Auftrag der Kirche an der Schwelle zum dritten Jahrtausend„ von der Vorsitzenden des Vorbereitungsausschusses, der Synodalen Barbara Rudolph. Weitab von der Kenntnis ihrer heutigen Funktion hat sie da vor fast zwei Jahren das Wirken der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen im Verständigungsprozess über die gemeinsame Aufgabe der Mission und Evangelisation ausführlich gewürdigt.

Uns in der Evangelischen Kirche in Deutschland liegt an wachsender Gemeinschaft der christlichen Kirchen. Wir wollen die ACK unterstützen, als, wie unsere Synode gesagt hat, „Instrument des gemeinsamen Zeugnisses und Dienstes in der Welt“.

Um des Zeugnisses willen liegt uns daran, dass in der ACK die Kirchen gemeinsam handeln und die von unserem Glauben her gebotenen Aussagen öffentlich vernehmbar machen.

Damit geben sie dann auch eine überzeugende Antwort auf die heute vielfach gestellte Frage, ob denn die terroristischen Verbrechen des 11. September nicht doch die Gefährlichkeit der Religiosität schlechthin gezeigt haben. Sie haben es nicht, so wenig sonst der Missbrauch für den Charakter des Missbrauchten steht.

Ja, auch der christliche Glaube ist früher fehlgeleitet und missbraucht worden. Christen sind es aber gewesen und niemand sonst, die unter Berufung auf Gottes Gebote und die Wegweisungen Jesu Christi den zum Teil schändlichen Verirrungen ein Ende gemacht haben. Christen sind es heute, Menschen aus den verschiedenen christlichen Kirchen, die totalitären Kräften widerstehen und die Lebensdienlichkeit des Christentums für das gedeihliche Zusammenleben in der Gesellschaft wirksam werden lassen. Einen religiös begründeten Freiraum für Illoyalität zur Verfassung beanspruchen sie nicht und wollen, dass er auch niemandem sonst eingeräumt wird.

Ein Generalverdacht möglicher Gefährlichkeit des Religiösen würde nicht mehr Sicherheit bringen, sondern den Zerfall der Gemeinschaften in Staat und Gesellschaft begünstigen.

Wenn die ACK mit ihren – großen und kleinen – Mitgliedskirchen öffentlich für solche Einsichten wirbt, kann sie auch damit die Reihe anerkennenswerter Vorhaben fortsetzen, bei denen sie bisher die Zusammengehörigkeit und gemeinschaftliche Handlungsfähigkeit der Kirchen sichtbar gemacht hat.

Dass es nicht häufiger und konsequenter zu gemeinsamem Auftreten kommt, löst von Zeit zu Zeit Diskussionen unter den Kirchen aus. Manchmal fühlen sich die großen Kirchen besonders gefordert und sind dann froh, dass sie das Notwendige in der knappen Zeit miteinander hinbekommen. Darüber sollten wir im Gespräch bleiben und die Anfragen der ACK und der kleinen Kirchen aufmerksam hören.

Die EKD wird dafür aufnahmebereit sein, besonders wenn sie nun von der neuen Geschäftsführerin Barbara Rudolph angesprochen wird. Sie hat als EKD-Synodale in kurzer Zeit Ansehen und Verdienst erworben, sie hat sich als Landessynodale im Rheinland seit langem bewährt, sie hat ihre Begabung zur ökumenischen Zusammenarbeit im Kirchenkreis und in internationalen Beziehungen bewiesen.

Wir in der EKD sind dankbar dafür, dass wir die Pfarrerin Barbara Rudolph für die Geschäftsführung der ACK gewinnen konnten. Und wir wünschen ihr Gottes Segen für ihren Dienst unter unserem gemeinsamen Auftrag.

Bonn, den 17. Oktober 2001