Kock äußert starke Zweifel an Militäraktionen gegen Afghanistan

"Lebensgrundlagen für Hunderttausende Bewohner werden weiter zerstört"

04. November 2001 (6. Tagung der 9. Synode der EKD)

Der EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock bezweifelt immer stärker, dass die militärischen Aktionen der USA und ihrer Verbündeten zur Bekämpfung des Terrorismus wirklich taugen. Ein begrenzter Einsatz militärischer Mittel gegen Terroristen und die ihnen Unterschlupf gewährenden Staaten wäre dann zu rechtfertigen, wenn er als "erweiterter Polizeieinsatz" erkennbar sei, sagte Präses Kock in seinem Bericht zum Auftakt der EKD-Synode im bayerischen Amberg.

Doch über ihre Solidarität mit den Terror-Opfern hinaus müssten Christen die politisch und militärisch Verantwortlichen auch kritisch fragen, ob "die Täter und ihre Helfershelfer auf diese Weise dingfest gemacht werden, ohne noch mehr Leid zu erzeugen, unschuldige Opfer zu treffen und neue Gewalt und neuen Terror zu produzieren."

Kock beklagte vor den 120 Synodalen, für viele Hunderttausende Bewohner des von jahrzehntelangen Kriegen geschundenen Afghanistan würden die Lebensgrundlagen weiter zerstört. Fortschritte im Blick auf die von den Verbündeten angegebenen Kriegsziele seien dagegen nicht erkennbar.

Es gelinge den USA und ihren Verbündeten nicht, der Bevölkerung in den islamischen Ländern die Bekämpfung des Terrorismus als das alleinige Ziel ihrer Militäraktionen zu vermitteln. Die Botschaft, dass es dabei "eben nicht um einen Angriff auf den Islam als Weltreligion geht", sei dort nicht angekommen, erklärte der Ratsvorsitzende. Kock machte auch auf die zunehmenden Spannungen zwischen Muslimen und Christen in verschiedenen islamisch geprägten Ländern aufmerksam.

Eine dramatische Verschärfung der angespannten Lage ergebe sich auch durch den Konflikt zwischen Israel und Palästina. Mit Blick auf die Selbstmordattentate palästinensischer Extremisten und die harten Vergeltungsaktionen des israelischen Militärs sagte Kock, ein Zusammenleben in Frieden und Gerechtigkeit könne von beiden Seiten nicht durch Gewalt erreicht werden.


Amberg, 4. November 2001
Pressestelle der EKD

(folgt Ratsbericht 3)