Europäische Kirchen bringen sich in die Wertebildung der EU ein

EKD-Repräsentanten nahmen am Treffen mit Kommissionspräsident Prodi teil

19. Juni 2002

„Die Europäische Union muss so gestaltet werden, dass sie auch in der Einheit Vielfalt gewährleistet“, stellte Prof. Romano Prodi, Präsident der Europäischen Kommission, in einem Gespräch mit kirchlichen Spitzenvertretern aus mehreren Ländern Europas fest.

Bischof Dr. Wolfgang Huber, Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), unterstrich in der Begegnung am Montag (17. Juni) in Brüssel, dass die christlichen Kirchen sich aufgrund ihres Selbstverständnisses öffentlich in die Wertebildung und Ausgestaltung des zukünftigen Europa einbringen. Sie wollten mit ihren ökumenischen Erfahrungen im Umgang mit Pluralität und Vielfalt in der Einheit zum europäischen Einigungsprozess beitragen.

In dem Gespräch von kirchenleitenden Vertretern aus Finnland, Deutschland, Russland, der Slowakei und Großbritannien mit Präsident Prodi ging es um die zukünftigen Beziehungen zwischen den Kirchen und der Europäischen Union sowie um die Achtung der Vielfalt der religiösen und nationalen Prägungen in Europa.

Die Delegation wurde geleitet von Metropolit Jérémie Caligiorgis (Ökumenisches Patriarchat), Präsident der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und den beiden Moderatoren/innen der Kommission Kirche und Gesellschaft der KEK, Oberkirchenrätin Antje Heider-Rottwilm (Evangelische Kirche in Deutschland) und Erzpriester Vsevolod Chaplin (Russische Orthodoxe Kirche).

Vor der Begegnung mit Präsident Prodi hatte die Delegation Gespräche mit den Kommissaren Michel Barnier und Antonio Vitorino, die die Europäische Kommission im Konvent zur Zukunft Europas vertreten, geführt. Begrüßt wurde von Seiten der Kirchen die Intention, die Charta der Grundrechte der Europäischen Union in einen zukünftigen Vertrag oder Verfassungstext aufzunehmen und damit die Wertebindung der Union zu stärken. Die Delegation unterstrich die Notwendigkeit, die Erklärung Nr. 11 im Anhang zum Vertrag von Amsterdam in einen zukünftigen Vertragstext einzubeziehen, um weiterhin zu gewährleisten, dass die Kompetenz für die Regelung des Staat-Kirchen-Verhältnisses auf nationaler Ebene verbleibt.

In einem Gespräch mit dem Kabinettchef von Kommissar Verheugen, Peter Tempel, zu Perspektiven der Erweiterung der Europäischen Union unterstrich die Delegation einerseits die Unterstützung des Erweiterungsprozesses als Beitrag zu Versöhnung und Solidarität in Europa. Aus der Perspektive einiger Beitrittsländer wurde aber auch berichtet über wachsende Sorgen der Bevölkerung im Blick auf negative soziale und kulturelle Auswirkungen der Erweiterung.

Oberkirchenrätin Antje Heider-Rottwilm von der EKD erklärte zum Abschluss der Begegnungen in Brüssel, diese hätten ermöglicht, Aspekte der Stellungnahmen zum Konvent zur Zukunft Europas, die von der Konferenz Europäischer Kirchen wie von einzelnen Mitgliedskirchen - unter ihnen die EKD - eingebracht wurden, zu erörtern und so deutlich zu machen, dass die Kirchen der KEK den europäischen Integrationsprozess mit großer Aufmerksamkeit begleiten.


Hannover, den 19. Juni 2002
Pressestelle der EKD

Hinweis:
Bei weiteren Fragen dazu wenden Sie sich bitte an Frau Oberkirchenrätin Antje Heider-Rottwilm im Kirchenamt der EKD, Herrenhäuser Str. 12, 30419 Hannover, Tel. 0511-2796-130.