Vollversammlung der KEK-Kommission Kirche und Gesellschaft

Irakkrieg darf europäische Integration nicht behindern

24. März 2003

Die Irakkrise, die Erweiterung der Europäischen Union und der Verfassungskonvent der EU waren die Hauptthemen der diesjährigen Vollversammlung, zu dem sich die Kommission Kirche und Gesellschaft der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) in der vergangenen Woche in Madrid getroffen hat. Im Vorfeld fanden Gespräch mit spanischen Regierungsvertretern statt.

Die Vollversammlung begrüßte die Initiative des Ökumenischen Rates der Kirchen, eine gemeinsame Erklärung internationaler Kirchenführer vom 5. Februar an die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates zu senden. Darin hatte sich unter anderem der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, dafür ausgesprochen, den UN-Waffeninspekteuren ausreichend Zeit für ihre Arbeit zu lassen und den Konflikt friedlich beizulegen. Die Erklärung sei inzwischen von mehr als 100 kirchenleitenden Persönlichkeiten unterschrieben worden, teilte die KEK mit.

Die 40 Kirchenvertreter aus 20 europäischen Staaten äußerten die Hoffnung, dass trotz der "Ungewissheiten der gegenwärtigen Zeit" zu einer gemeinsamen europäischen Außen- und Sicherheitspolitik zurückgefunden werden könne. Die Irakkrise dürfe keinen negativen Effekt auf den laufenden europäischen Integrationsprozess ausüben. Als Priorität für die zukünftige Arbeit nannten die Teilnehmer die "Klärung der Rolle von Religionen in Konfliktsituationen".

Im Erweiterungsprozess der Europäischen Union arbeite die KEK für die Respektierung des jeweiligen Status der Kirchen in der nationalen Gesetzgebung und für die Schaffung eines strukturierten Dialoges zwischen den europäischen Institutionen und den Kirchen. In der zukünftigen europäischen Verfassung solle ein Bezug auf das religiöse Erbe enthalten sein. Die europäische Integration dürfe nicht auf die Entwicklung eines gemeinsamen Marktes beschränkt werden, auch ethische und Werte-Grundlagen seien im Einigungsprozess zu gewährleisten.

Hannover, den 24. März 2003

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi

Hinweis: Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) ist eine Gemeinschaft von 126 orthodoxen, protestantischen, anglikanischen und altkatholischen Kirchen aus allen Ländern Europas sowie von 43 assoziierten Organisationen. Die EKD ist Mitglied der KEK.


Hintergrundinformation

Die Arbeit der Kommission Kirche und Gesellschaft der KEK im Jahre 2002/2003

Der Jahresbericht der Kommission für Kirche und Gesellschaft (CSC) der Konferenz europäischer Kirchen (KEK), der auf  der jährlichen Vollversammlung (El Escorial, Spanien, 12.-16. März 2003) vorgestellt wurde, nennt acht Hauptthemen die in diesem Jahr durch die Kommission bearbeitet wurden.

Der Konvent zur Zukunft Europas: Die CSC begleitete den Prozess, informierte die Mitgliedskirchen durch ein spezielles "Konventspaket" und unterbreitete dem Konvent mehrere Beiträge. Drei dieser Beiträge, die zusammen von KEK und COMECE (Kommission der Bischofskonferenzen in den EU Ländern) eingereicht wurden,  behandelten die Beziehung zwischen der EU und den Kirchen und forderten die Respektierung des Status der Kirchen unter nationaler Gesetzgebung, einen strukturierten Dialog zwischen Kirchen und den europäischen Institutionen und die Respektierung der religiösen Freiheit. Im Januar 2003 reichte die CSC ein Dokument zu sozialen Themen ein.

Europäische Integration: Im November 2002, am Vortag des Kopenhagener EU-Gipfels, sandte die CSC an alle KEK Mitgliedskirchen in den EU Mitgliedsstaaten und Bewerberländern einen Brief, in dem die Bedeutung der vorgesehenen Erweiterung unterstrichen wurde und die Kirchen ermutigt wurden, in ihrem nationalen Kontext initiativ zu  werden.

Nachhaltige Entwicklung: CSC nahm an dem UN-Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung (Johannesburg, August/ September 2002) teil und veröffentlichte ein grundlegendes Dokument  "Nachhaltige Entwicklung und die EU - Die Notwendigkeit neue Strategien und Lebensstile zu entwickeln".

Landwirtschaft: Die CSC organisierte, in Kooperation mit WEN (Netzwerk Arbeit und Beschäftigung) im Mai 2002 ein Seminar in Vilemov (Tschechische Republik), das sich auf die Situation in den ländlichen Gemeinden in Zentraleuropa konzentrierte.

Globalisierung: Die CSC bereitete ein Diskussionspapier "Europäische soziale Marktwirtschaft - ein Alternativmodell zur Globalisierung?" vor, das als einer der Beiträge für die Konsultation zur Globalisierung diente, die von verschiedenen ökumenischen Partnern im Juni 2002 in Soesterberg organisiert worden war.

Bioethik und Biotechnologie: Die CSC-Arbeitsgruppe veröffentlichte ein Dokument zur Xenotransplantation (Transplantation zwischen Tieren und Menschen) und beendet zur  Zeit ein Papier zu genetischen Tests und prediktiver Medizin. Eine Konsultation der Kirchen zu Fragen der Biotechnologie ist für November 2003 vorgesehen.

Menschenrechte: Die CSC hat an einer Broschüre zur Kriegsdienstverweigerung, die vom Europarat veröffentlicht wurde, mitgewirkt. Sie hat außerdem ein Informationsblatt zur europäischen Sozialcharta, die sich mit sozialen und ökonomischen Rechten beschäftigt, vorbereitet.

Religionsfreiheit: Im November 2002 ist durch die CEC in Wien eine große Konsultation  zu "Religionsfreiheit: Mehrheits- und Minderheitskirchen in ihrer Beziehung zum Staat" organisiert worden.

Die Kommission für Kirche und Gesellschaft der KEK steht in regelmäßigem Kontakt mit verschiedenen europäischen Institutionen und Organisationen. Unter ihnen nennt der Jahresbericht:

Die Gruppe der Politischen Berater des EU Präsidenten Prodi; Beiträge zu dem EU-Prozess „Gutes Regieren“ (initiiert um die Beziehungen zwischen der EU-Kommission und der Zivilgesellschaft zu verbessern); ein Treffen mit der griechischen EU-Präsidentschaft im Januar 2003 (zusammen mit COMECE); Kontakte zum Europäischen Parlament, zum Europarat, zur Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und den Vereinten Nationen.

Bezüglich des Kontaktes zu anderen kirchlichen Organisationen erwähnt der Bericht die enge Zusammenarbeit mit der COMECE, die Unterstützung der "Soul for Europe" (Eine Seele für Europa) Initiative, die Oikumene Gruppe in Straßburg, verschiedene Aktivitäten in Verbindung mit der ökumenischen Auferstehungskapelle und dem "Lieu de Recueillement" in Brüssel, intensive Zusammenarbeit mit den Büros der KEK-Mitgliedskirchen in Brüssel, die Europäische Organisation von Laien und Akademie-Zentren (die unlängst ihre Büros nach Brüssel verlegt hat), die Kommission der Kirchen für Migranten in Europa (CCME), APRODEV, Eurodiaconia, das Europäische Christliche Umwelt Netzwerk (ECEN) und WEN.

Während des Jahres gab es im Brüsseler Büro verschiedene personelle Veränderungen. Stewart Lamont ist im Juni 2002 in Ruhestand gegangen, der CSC-Direktor Keith Jenkins wurde Ende Oktober pensioniert. Der neue Direktor der Kommission ist Pfr. Rüdiger Noll aus Deutschland, ehemaliger Referent für Menschenrechte im KEK Büro in Genf. Er wurde in dieser Position durch Donatella Rostagno aus Italien ersetzt, die ihre Arbeit im Brüsseler Büro am 1. März 2003 aufnahm.

Die Kommission für Kirche und Gesellschaft entstand 1999 als Ergebnis der Verschmelzung von KEK - einer Gemeinschaft von etwa 126 orthodoxen, protestantischen, anglikanischen und alt-katholischen Kirchen aus ganz Europa - und der ehemaligen "Europäischen Ökumenischen Kommission zu Kirche und Gesellschaft" (EECCS) die in Brüssel über 30 Jahre und in Straßburg 15 Jahre tätig war. Die CSC bearbeitet die sozialen, ökonomischen, umweltbezogenen und ethischen Themen mit europäischer Dimension. Sie hat die Aufgabe, die europäischen politischen Institutionen und Organisationen zu begleiten und im Namen der KEK und ihrer Mitgliedskirchen regelmäßige Kontakte zu ihnen zu unterhalten.