"Staat-Kirche-Verhältnis weiter national regeln"

EKD-Delegation und EU-Fachleute stimmen überein

15. April 2002

Die Beziehungen der EU-Mitgliedsstaaten zu den Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften müssen weiterhin auf nationaler Ebene rechtlich geregelt werden, da sie von unterschiedlichen historischen Erfahrungen geprägt sind. Darüber bestand Einvernehmen zwischen leitenden einer Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und politischen und ökumenischen Gesprächspartnern in Brüssel. EKD-Auslandsbischof Dr. Rolf Koppe und die Leiterin der Europaabteilung im Kirchenamt der EKD, Oberkirchenrätin Antje Heider-Rottwilm wiesen in Brüssel darauf hin, dass die EKD in den Beratungen des Konvents zur Zukunft Europas zusammen mit ihren Partnerkirchen dafür eintreten wird, dass die Kirchen in Entscheidungsprozessen zu ethischen, sozialen und politischen Fragen auch künftig gehört werden. Ein verlässlicher, geregelter Dialog zwischen den europäischen Institutionen und den Kirchen müsse auf Dauer gewährleistet sein.

In den Gesprächen mit Fachleuten der Europäischen Kommission und des Rates wurden weitere Themen wie die europäische Kulturpolitik, die Nahostpolitik, die Bioethik und globale Wirtschaftspolitik angesprochen. Die vom EKD-Büro in Brüssel vermittelten Gesprächspartner äußerten das Interesse, den Dialog mit den Kirchen und Nicht-Regierungsorganisationen zu vertiefen, zumal es sich im Zuge der Beratungen des Konvents abzeichne, dass der Zivilgesellschaft in Zukunft eine bedeutendere Rolle beigemessen werden solle.

Angesichts der Ausweitung der politischen und administrativen Bedeutung Brüssels werde die Präsenz der Kirchen dort immer wichtiger, äußerten Koppe und Heider-Rottwilm zum Abschluss ihres viertägigen Aufenthaltes. Das Büro des Bevollmächtigten des Rates der EKD bei der Bundesregierung und der EU garantiert seit 1990 die Information der EKD über relevante Vorgänge auf europäischer Ebene und leitet die Stellungnahmen der EKD den europäischen Institutionen zu. Das Büro der Kommission Kirche und Gesellschaft der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) arbeitet mit der EKD eng zusammen, um die Meinungsbildung und Positionen der 127 Mitgliedskirchen in Europa abgestimmt zu vertreten.

Wie wichtig die Kirche auch für die Menschen ist, die in Brüssel leben, wurde bei einem Besuch der mit der EKD verbundenen evangelischen Gemeinde deutscher Sprache deutlich. Sowohl die für kürzere Zeit in den Institutionen arbeitenden als auch die schon lange in Brüssel lebenden Gemeindeglieder betonten, dass die Gemeinde Beheimatung, geistliche Basis und unverzichtbarer Ort für Austausch und Engagement ist.  Anzeichen dafür sind die fast 40 Konfirmandinnen und Konfirmanden dieses Jahres, die Fülle von Veranstaltungen vom ökumenischen Pilgern über die intensive Auseinandersetzung mit dem Islam bis hin zu dem breiten Engagement in der gesamtprotestantischen Sozialarbeit in Brüssel - aber auch die vielen Menschen, die an dem festlichen Gottesdienst zum Abschluss des Besuches von  Koppe und Heider-Rottwilm teilnahmen.

In der Auferstehungskapelle, einem Ort geistlicher Stärkung und ökumenischer Verbundenheit mitten zwischen den Gebäuden der europäischen Institutionen, hatte die EKD-Delegation die wöchentliche ökumenische Andacht mitgestaltet.

Hannover, den 15. April 2002
Pressestelle der EKD