EKD protestiert gegen Todesurteile in China

Auslandsbischof Koppe: Faires Revisionsverfahren ermöglichen

27. März 2002

Mit Unverständnis reagiert der Auslandsbischof der EKD, Rolf Koppe, darauf, dass die Volksrepublik China die während der Tagung der UN-Menschenrechtskommission in Genf geäußerte Kritik an ihrer Menschenrechtspolitik als "total unbegründet" zurückwies. "Die exzessive Anwendung der Todesstrafe und die Verfolgung ethnischer, religiöser und spiritueller Minderheiten sind weiterhin Anlass zu großer Besorgnis", sagte Koppe heute in Hannover.

"Uns liegen Berichte darüber vor, dass im vergangenen Dezember mehrere Mitglieder der von der chinesischen Regierung als Sekte eingestuften "Südchinesischen Kirche" in nicht öffentlichen Gerichtsverfahren zum Tode verurteilt wurden," so Koppe. Unter ihnen seien auch das führende Mitglied Gong Shengliang und seine Nichte Li Ying aus der Provinz Hubei. Ihnen werde die Zugehörigkeit zu einer Sekte und Körperverletzung vorgeworfen. Gong Shengliang werde zudem Beihilfe zur Vergewaltigung zur Last gelegt. Dies erinnere an frühere Fälle, in denen chinesische Strafverfolgungsbehörden unter dem Vorwurf der Vergewaltigung gegen Führer nicht registrierter religiöser Gruppierungen vorgegangen seien. Nach Auffassung der EKD, die sich grundsätzlich gegen die Todesstrafe in allen Ländern wendet, ist die Freiheit der Religionsausübung in der Volksrepublik China auch solchen Glaubensgemeinschaften zu gewähren, deren Überzeugungen nicht mit denen der in China anerkannten Kirchen übereinstimmen. Laut Koppe haben die Verurteilten die Tatvorwürfe bestritten und die Revision der Urteile beantragt. "Wir fordern faire Revisionsverfahren und die Öffentlichmachung der den Urteilen zugrundeliegenden Beweise", mahnte Koppe an. Er unterstrich die Bitte von Außenminister Joschka Fischer, der auf der Jahrestagung der UN-Menschenrechtskommission in Genf die Beendigung der Repression gegen Mitglieder von christlichen Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften in der Volksrepublik China gefordert hatte.

Hannover, 27. März 2002
Pressestelle der EKD