100 Jahre Deutschsprachige Evangelische Gemeinde in Madrid

EKD-Ratsvorsitzender predigt im Festgottesdienst über die Nächstenliebe als Herausforderung an die Kirche

20. Oktober 2003

Mit einem Festgottesdienst unter Leitung des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, feierte die Deutschsprachige Evangelischen Gemeinde in Madrid am Sonntag, dem 19. Oktober, ihr hundertjähriges Bestehen. „Über die längste Zeit war öffentliches Auftreten der evangelischen Gemeinde sehr erschwert und offiziell verboten“, erinnerte Kock in seiner Predigt. „Gott sei Dank ist diese Zeit vorüber.“

Es gehöre zum Selbstverständnis der Kirche, das Evangelium öffentlich zu bezeugen und in die Tat umzusetzen. Kock wies auf die wachsende Kluft zwischen den Kirchen des Nordens und des Südens hin: „Wir leben zu einer Zeit, in der ein großer Riss durch unsere Kirchen geht.“  800 Millionen Menschen würden nicht ausreichend gesättigt, so Kock. „Jedes Jahr sterben 12 Millionen Kinder an Unterernährung.“

Das Gebot der Nächstenliebe fordere die Kirchen und jeden Einzelnen zum Handeln heraus, sagte Kock in seiner Predigt über Markus 12,28-34. „Es muss immer zusammen stimmen: Frömmigkeit und Tun.“ Jesus begegne uns heute in Gestalt der Ärmsten. Wenn wir uns ihnen zuwendeten, „speisen und tränken und besuchen und kleiden wir ihn selbst.“ Die Aufforderung zur Nächstenliebe sei kein Befehl zu gleichgesinnter Stimmung oder zu emotionaler Bejahung. „Liebe heißt: zugehörig sein, Phantasie entwickeln, produktiv werden, Lösungen für das Elend suchen.“
 
Das so genannte Doppelgebot der Liebe, das der Predigt zu Grunde lag, gehöre zu den gemeinsamen Wurzeln des Glaubens, die Juden und Christen verbinden. „Israel und die ersten Christen haben in gleicher Weise ihr Leben vor Gott und untereinander zusammengefasst“, betonte Kock. Wären diese gemeinsamen Wurzeln auch früher mutiger bekannt worden, „viel Leid und Kummer wäre erspart geblieben!“

Hannover, 20. Oktober 2003
Pressestelle der EKD
Henrike Müller/Silke Fauzi

Wortlaut der Predigt