Spirituellen Reichtum wieder entdecken

5. Deutsch-Japanische Kirchenkonsultation beendet

01. Oktober 2003

"Die evangelischen Kirchen müssen ihren spirituellen Reichtum wieder entdecken und neue Formen entfalten, um in einer multireligiösen Gesellschaft ein einladendes Profil zu gewinnen." Das forderten die Delegierten der 5. Deutsch-Japanischen Kirchenkonsultation zum Thema "Auf der Suche nach Spiritualität". Vom 16.- 20. September 2003 trafen sich in Ranzan (Japan) über 30 Vertreter und Vertreterinnen des Nationalen Christenrats in Japan (NCCJ) und 14 Delegierte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und des Evangelischen Missionswerks in Deutschland (EMW). Die Delegation wurde von der Bischöfin für Hamburg, Maria Jepsen, Mitglied des Rates der EKD und Vorsitzende des EMW, geleitet.

Die Ausgangslage der Kirchen hier und dort sei verschieden, berichtet Martina Helmer Pham-Xuan, Asienreferentin im Kirchenamt der EKD. Die japanischen evangelischen Christen machen nur 1 Prozent der Gesellschaft aus, während hierzulande rund 70 Prozent der Bevölkerung einer christlichen Kirche angehören. Dennoch gebe es viele gemeinsame Fragen und Problemstellungen. Die japanischen Kirchen lebten schon immer in einer multireligiösen Gesellschaft. "Die meisten Japaner haben ein eher lockeres Verhältnis zur Religion und mischen oft Schintoismus und Buddhismus oder gehören einer der vielen sogenannten Neureligionen an, die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in großer Zahl entstanden", sagt Frau Helmer-Pham Xuan. Mit der Suche nach spirituellen Ausdrucksformen, die die Kirchen einladend machen für Außenstehende, sei für die Konsultation ein gemeinsames Thema gefunden worden. Denn hier wie im fernen Osten fänden immer mehr Menschen Zugang zu außerchristlicher oder esoterischer Spiritualität. "Darauf zu reagieren, ist eine Herausforderung für die christlichen Kirchen."

Den deutschen Delegierten war die tiefe überfließende Freude über die Gnadengaben als Ansatz für spirituelle Erneuerung wichtig. Die japanische Seite betonte hingegen stärker den Bruch zwischen der Spiritualität außerhalb und innerhalb der Kirche. Vieles, was Menschen in esoterischen Angeboten suchten, könne nicht einfach von den Kirchen übernommen werden. Zu echter christlicher Spiritualität gehörten nach Auffassung der japanischen Christen vorrangig die Anerkenntnis der individuellen Schuld, das Erlebnis einer Krise und das Überwinden von Widerständen, sonst bliebe spirituelles Leben an der Oberfläche. Einig war man sich darin, dass echte Spiritualität immer auf Gemeinschaft zielt und zum Engagement für den Nächsten führt.

Hannover, 01. Oktober 2003
Pressestelle der EKD
Silke Fauzi