Kock und Lehmann erhalten erstmals gemeinsam Preis

Hans-Ehrenberg-Preis für ökumenische Arbeit

20. November 2002

Seit fast 20 Jahren äußerten sich Präses Manfred Kock und Kardinal Karl Lehmann gemeinsam zu gesellschaftlich drängenden Fragen. So heißt es in der Begründung für die gemeinsame Preisverleihung an den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Kock, und den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Lehmann. Für ihre Verdienste um das ökumenische Gespräch und ihr Eintreten für weltweite soziale Gerechtigkeit werden sie mit dem Hans-Ehrenberg-Preis ausgezeichnet. Die Preisverleihung wird am 20. November in der Bochumer Christuskirche stattfinden. Laudator ist Otto Graf Lambsdorff, ehemaliger Bundeswirtschaftsminister.

Durch das gesellschaftliche Engagement der beiden Preisträger würden Konsequenzen des christlichen Glaubens und Mitverantwortung der Kirchen bei der Gestaltung des öffentlichen Lebens deutlich, so die Jury. Insbesondere hebt sie hervor, dass Präses Kock und Kardinal Lehmann das vor fünf Jahren gemeinsam veröffentlichte Sozialwort „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“ immer wieder in die öffentliche Diskussion einbrächten und damit für eine freie, gerechte und solidarische Weltgemeinschaft einträten.

„In ihrem gemeinsamen Sozialwort haben die Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der EKD das Konzept einer ökumenischen Sozialmoral entwickelt und als deren zentrales inhaltliches Kriterium die soziale Gerechtigkeit – Schlüsselbegriff jüdisch-christlicher Tradition – benannt“, so Fred Sobiech, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Bochum und Stifter des Preises. Soziale Gerechtigkeit sei nach biblischem Verständnis kein abstraktes Prinzip, sondern beziehe sich auf alle Lebensbereiche. Sie ziele also auch auf den Abbau von Strukturen, die Menschen von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Prozessen ausschließen. Mit ihrem Sozialwort wollten die beiden Kirchen nach eigenem Bekunden zu einer „Verständigung über die Grundlagen und Perspektiven einer menschenwürdigen, freien, gerechten und solidarischen Ordnung von Staat und Gesellschaft“ anregen.

Mit dem Hans-Ehrenberg-Preis werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die ein protestantisches Profil in gesellschaftspolitischen Diskursen, interdisziplinärer Wissenschaft und im Bereich kirchlichen Handelns vertreten und so versuchen, im Dialog die Welt auf Gott hin zu verändern. Der Preis wird alle zwei Jahre vom Evangelischen Kirchenkreis Bochum zusammen mit dem Verlag Hartmut Spenner, Waltrop, und in Abstimmung mit der Hans-Ehrenberg-Gesellschaft, Bochum, verliehen. Er erinnert an das Leben und Werk von Hans Ehrenberg, Philosoph, jüdisch-christlicher Theologe, Sozialethiker und führende Persönlichkeit der Bekennenden Kirche. Zugleich ist Hans Ehrenberg einer der Begründer der Dialogphilosophie und hat die gemeinsame Weltverantwortung des christlichen Glaubens in den Mittelpunkt seines ökumenischen Glaubens gestellt.

Mitglieder der Jury 2002 sind neben dem Superintendent Fred Sobiech der Kreissynodalvorstand des Evangelischen Kirchenkreises Bochum, Ernst-Albrecht von Renesse, der Verleger Hartmut Spenner, Matthias Schreiber als Vertreter der Hans-Ehrenberg-Gesellschaft, Traugott Jähnichen, Dozent an der Ruhr-Universität Bochum und der Theologische Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, Hans-Detlef Hoffmann.

Hannover, 18. November 2002
Pressestelle der EKD
Anita Hartmann