Ökumenischer Empfang der Kirchen anlässlich der Berlinale 2015

8. Februar 2015 - 18 Uhr, Katholische Akademie Berlin

08. Februar 2015

Beim heutigen (8. Februar 2015) Ökumenischen Empfang der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) anlässlich der Berlinale plädierte der Gastredner, Drehbuchautor Fred Breinersdorfer (Silberner Bär und Preis der Ökumenischen Jury 2005 für „Sophie Scholl – Die letzten Tage“), für einen stärkeren Einsatz des Mittels „Film“, um die Herzen der Menschen zu erreichen. „Wir haben ein Mittel, wohlgemerkt keine Waffe, ich spreche von einem Mittel, das im Kampf gegen den Terrorismus und Faschismus immer noch viel zu wenig eingesetzt wird: Kunst und Kultur“, so Breinersdorfer. Es müssten positive Emotionen erzeugt werden, denn die seien „oft wirkungsvoller als Argumente und ganz bestimmt effizienter als Waffengewalt“. Der evangelische Landesbischof Ralf Meister (Hannover), Mitglied im Aufsichtsrat des Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP), und der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart), begrüßten zahlreiche Gäste aus der Filmbranche, Kultur und Politik.

Landesbischof Ralf Meister verglich bei seiner Begrüßung die Geschichten Gottes mit Kinofilmen. „Gottes Erzählungen sind nie abstrakt. Sie sind immer konkret. Sie ergreifen uns, weil es um eine Beziehungsgeschichte geht. Gott-Mensch, Mensch-Gott, Mensch-Mensch. Und wie im Kino fallen darin alle Zeiten zusammen“, sagte Meister, der im vergangenen Jahr Jury-Mitglied der internationalen kirchlichen Filmorganisation Interfilm bei den Filmfestspielen in Venedig war. Zudem würden uns sowohl Kinofilme als auch biblische Geschichten nicht nur unterhalten, sondern auch trösten, so Meister weiter.

In seiner Begrüßung warf Bischof Dr. Gebhard Fürst, die Frage auf, wie in einer Zeit der „neuen Herrschaft der Bilder“, die – mal beglückend wie das Siegestor bei der Fußball-WM, mal erschreckend wie die IS-Terrorvideos – unsere Wahrnehmung der Welt prägen, der Kinofilm noch eine Chance hat. Die besondere Qualität liege hier „im Angebot eines vertieften Sich-Einlassens auf die Wirklichkeit, auf Menschen und ihre Geschichten, ihre Sehnsüchte und Ängste, nicht auf Einzelmomente, sondern auf Entwicklungsprozesse.“ Wenn ein Film künstlerisch überzeugend gestaltet sei, kämen uns die fiktiven Filmfiguren oft näher, als die vielen Menschen, denen wir täglich begegneten. „Wir verstehen ihr Handeln, nehmen teil an Konfliktsituationen, hoffen für sie auf einen glücklichen Ausgang, möchten sie vor Gefahren bewahrt wissen. Und immer bringen wir uns selbst ein, indem wir die Frage stellen: Wie hätte ich in dieser Situation gehandelt?“, so Bischof Fürst.

Der tschechische Filmkritiker und Leiter des Prager Studios des nichtkommerziellen christlichen Fernsehsenders Noe, Lukas Jirsa, stellte die diesjährige Ökumenische Jury vor, die eine Ehrenmedaille an Christel und Hans Strobel vergab. Das Münchner Ehepaar habe sich besondere Verdienste um den Kinderfilm erworben. Mit großem Engagement und Einsatz gründete das Ehepaar 1980 die „Kinder- und Jugendfilm Korrespondenz“ - eine Fachzeitschrift, die sich voll und ganz auf Filme für Kinder und Jugendliche spezialisiert - und über 35 Jahre herausgegeben. Mit Neugier und Aufgeschlossenheit hätten sie das internationale Kinderfilmschaffen journalistisch begleitet und seien selbst durch die Leitung eines Kinderkinos und die Gestaltung der Kinderfilmreihe beim Filmfest München aktiv geworden. Thomas Hailer, Kurator der Berlinale, überbrachte die Glückwünsche der Festivalleitung. Die „Kinder- und Jugendfilm Korrespondenz“ wird seit 2015 als Beilage in der katholischen Zeitschrift „Filmdienst“ weitergeführt. Die erste Ausgabe ist zum Auftakt der Berlinale erschienen.

Die Ökumenische Jury, der neben dem Präsidenten Lukas Jirsa (Tschechische Republik) der SIGNIS-Welt-Präsident Gustavo Andujar (Kuba), Gregg Brekke (USA), Piet Halma (Niederlande) sowie aus Deutschland Inge Kirsner und Joachim Opahle angehören, wird ihre Preise am kommenden Samstag (14. Februar 2015) verkünden. Ausgezeichnet werden Filme aus dem internationalen Wettbewerb sowie aus den Sektionen „Panorama“ und „Internationales Forum des Jungen Films“, letztere dotiert mit einer Preissumme von je 2.500 Euro.

Hannover, 8. Februar 2015

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt