Sorge um Frieden: EKD-Ratsdelegation traf Ministerpräsidenten Namibias

Begegnungen mit den lutherischen Kirchen und dem namibischen Kirchenrat

22. August 2000

Ihre Sorge um die Opfer des bewaffneten Konfliktes im Nordosten Namibias hat die Delegation des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegenüber dem namibischen Premierminister Hage Geingob zum Ausdruck gebracht. Bei einem einstündigen Treffen mit der durch den EKD-Ratsvorsitzenden Präses Manfred Kock geleiteten Delegation am 21. August in der Hauptstadt Windhuk versicherte Geingob, seine Regierung wolle den Frieden. Die Entscheidung seines Landes, angolanische Regierungstruppen von namibischem Territorium aus gegen die sogenannten Unita-Rebellen kämpfen zu lassen, begründete er ebenso wie den Einsatz namibischer Truppen im Kongo-Konflikt mit dem Prinzip der internationalen Solidarität. Bei dem Meinungsaustausch sprach die EKD-Delegation mit dem Regierungschef unter anderem über das Verhältnis von Kirche und Politik in Namibia, die Frage der Einkommensverteilung im Lande sowie den Stand der Beziehungen zwischen Deutschland und Namibia.

Zuvor war der EKD-Ratsdelegation durch die Generalsekretärin des Namibischen Kirchenrates (CCN), Nangula Kathindi, die Situation der in der Nordost-Region zwischen die Fronten angolanischer Regierungstruppen und der Unita geratenen Bevölkerung geschildert worden. Mehrere hundert zivile Opfer - Verletzte und Tote - soll es in den zurückliegenden Monaten gegeben haben. Der CCN bat die EKD, einen für den 27. August in der Stadt Rundu geplanten zentralen Gottesdienst für Frieden und Versöhnung durch ihre Fürbitte zu unterstützen.

Die Situation von Kirche und Gesellschaft in Namibia zehn Jahre nach der Unabhängigkeit des Landes steht im Mittelpunkt des Besuches der EKD-Ratsdelegation in Windhuk, erste Station einer insgesamt elftägigen Reise durch das südliche Afrika. In seiner Predigt im Gottesdienst in der Christuskirche warb der Ratsvorsitzende Kock am Sonntag (20. August) dafür, die Vielfalt christlicher Kirchen als Reichtum zu begreifen. Dies sei Ziel der „ökumenischen Mühen", nicht etwa eine organisatorische, rechtliche oder liturgisch einheitliche Kirche. An dem Gottesdienst wirkten Bischöfe der drei lutherischen Kirchen Namibias sowie Repräsentanten des namibischen Kirchenrates mit. Präses Kock betonte, das Evangelium mache frei von konfessionellen Herkünften und Zwängen: „Das ist eine Botschaft gegen alle ökumenische Resignation, die uns manchmal befällt".

Die EKD-Ratsdelegation war am 19. August in Windhuk eingetroffen und mit einem Gottesdienst in der Friedenskirche von den gastgebenden Kirchen feierlich begrüßt worden. Im Mittelpunkt mehrerer Treffen stand die Suche nach größerer Einheit der lutherischen Kirchen in Namibia. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia (DELK), zu der rund 8.000 Namibier deutscher Herkunft zählen, und die jeweils mehrere hunderttausend Mitglieder aus der farbigen und schwarzen Bevölkerung zählenden Schwesterkirchen Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia (ELCIN) und Evangelisch-Lutherische Kirche in der Republik Namibia (ELCRN) arbeiten seit 1992 im Namibischen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes zusammen.

Präses Kock äußerte die Hoffnung, dass die Anstrengungen der Kirchen für eine engere Kooperation von Erfolg gekrönt sein werden. Er erinnerte zugleich an die wechselvollen, aber nie gänzlich abgebrochenen Beziehungen der EKD zur DELK während der Zeit der Apartheid. Heute - so Kock - seien die lutherischen Kirchen, zu denen mehr als die Hälfte der rund 1,6 Mio. Einwohner des Landes zählen, ein wichtiger Teil der Zivilgesellschaft Namibias. Die EKD-Delegation, zu der neben Kock auch der Präses der EKD-Synode, Dr. Jürgen Schmude (Moers), und die Ratsmitglieder Bischöfin Maria Jepsen (Hamburg) und Landessuperintendent Walter Herrenbrück (Leer) gehören, reist heute weiter in die Republik Südafrika.

Hannover/Windhuk, 22.August 2000
Pressestelle der EKD