Mailänder Evangelische Gemeinde 150 Jahre alt

Auslandsbischof Rolf Koppe traf mit katholischem Kardinal Martini zusammen

25. Januar 2000

Mit einem Festgottesdienst, in dem der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Rolf Koppe, die Predigt hielt, begann die Evangelische Gemeinde in Mailand, die Feierlichkeiten aus Anlass ihres 150jährigen Jubiläums. Die Gemeinde wurde von Kaufleuten aus Deutschland und aus der Schweiz gegründet, die ihre mitgebrachten kirchlichen Traditionen beibehalten wollten. Heute zählen 900 Mitglieder und etwa 3.000 Freunde zu der Gemeinde, die Mitglied der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien (ELKI) ist. Koppe charakterisiert sie als eine offene ökumenische Kirche, der sich die EKD als Partner auch in Zukunft verbunden fühle. Er sprach Vizedekan Norbert Denecke seine Anerkennung für den Dialog mit der römisch-katholischen Kirche aus.

Ebenfalls in Mailand fand auf Einladung des katholischen Kardinals Carlo Maria Martini anlässlich der ökumenischen Gebetswoche für die Einheit der Christen ein Gespräch mit Vertretern reformatorischer und orthodoxer Kirchen statt. Dabei wertete Koppe in einem Vortrag die Europäischen Ökumenischen Versammlungen von Basel 1989 und Graz 1997 als den Beginn einer umfassenden Verständigung aller Kirchen in Europa im neuen Jahrhundert: Sie hätten dem Volk Gottes bewußt gemacht, dass es über politisch-geographische und konfessionelle Grenzen hinweg die gemeinsame Aufgabe gebe, das Evangelium zu bezeugen und für die Versöhnung zu arbeiten. Die ökumenischen Versammlungen bieten nach Auffassung Koppes Voraussetzungen, die Kirchenspaltungen des 11. Jahrhunderts (Trennung der orthodoxen Kirchen von Rom) und des 16. Jahrhunderts zwischen Evangelischen und Katholiken zu überwinden, wenn Verschiedenheiten "eher als Bereicherung denn als Häresien angesehen und beurteilt werden". Eine einfache Rückkehr zu der Situation vor 1000 Jahren schloss Koppe jedoch aus.

Hannover, den 25. Januar 2000
Pressestelle der EKD