Gemeinsame Erklärung des EKD-Ratsvorsitzenden, Präses Manfred Kock, und des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Karl Lehmann

Das Morden in Ost-Timor beenden

09. September 1999

Die jüngsten Berichte über die Massaker in Ost-Timor erschüttern uns zutiefst. Mord und Brandschatzung durch Milizen mit Unterstützung des indonesischen Militärs und die ganz offensichtlich systematisch durchgeführte Vertreibung der Bevölkerung sollen die Hoffnung der Menschen von Ost-Timor auf Frieden und Unabhängigkeit zunichte machen. Die Weltgemeinschaft darf angesichts der Gräuel und der Willkür nicht tatenlos zusehen.

Die Volksabstimmung über die Zukunft Ost-Timors unter der Aufsicht der Vereinten Nationen hat mit 78,5 Prozent der Stimmen ein klares Votum für die Unabhängigkeit ergeben. Die Vereinten Nationen tragen nun auch die Verantwortung für die ungehinderte Umsetzung dieses Ergebnisses. Wenn nicht schnell wirksame Maßnahmen gegen Mord und Vertreibung ergriffen werden, steht auch die Autorität der Vereinten Nationen auf dem Spiel. Die sofortige Entsendung einer Friedenstruppe, die Entwaffnung der mordenden Milizen, humanitäre Hilfe für die traumatisierte Bevölkerung und die Rückführung der Flüchtlinge und Vertriebenen in ihre Wohnorte halten wir für vordringlich.

Wir sind entsetzt, dass unsere in der gemeinsamen Erklärung vom 11. August geäusserten Befürchtungen in so grausamer Weise Wirklichkeit geworden sind. Wir rufen die Bundesregierung dazu auf, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln auf die Regierung von Indonesien einzuwirken, damit sie den Weg zum Frieden und zur Verwirklichung der Rechte der Menschen in Ost-Timor freimacht.

In großer Sorge denken wir an unsere kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den Weg Ost-Timors in die Unabhängigkeit begleiten und in besonderer Weise unsere Solidarität mit der unterdrückten Bevölkerung zum Ausdruck bringen. Die Christen in unseren Gemeinden rufen wir auf, im Gottesdienst für die Menschen in Ost-Timor zu beten, damit Gott ihnen die Kraft gebe, trotz des Unrechts und der Gewalt, die sie erleiden müssen, nicht zu verzweifeln.

Hannover/Bonn, den 09. September 1999

Pressestelle der EKD

Pressestelle der Deutschen Bischofskonferenz