Ratsvorsitzender der EKD protestiert gegen Abriegelung von Beit Jala

Präses Manfred Kock: Auch die lutherische Kirche ist schwer betroffen

28. August 2001

Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, protestiert gegen die Einschließung von 50 Kindern mit ihren Erziehern in einem kirchlichen Heim aufgrund einer Besetzungsaktion durch israelisches Militär in Beit Jala bei Bethlehem.  „Die Eskalation der Gewalt macht vor den Schwächsten nicht Halt. Die eingeschlossenen Kinder haben nichts mehr zu essen.“, sagte der Ratsvorsitzende. „Unsere christlichen Partner, die sich für die Versöhnung zwischen Palästinensern und Israelis einsetzen, sind zwischen die Fronten geraten. Durch solche Aktionen werden die Aussichten auf eine friedliche Lösung zerstört“.

Die israelische Armee war in der letzten Nacht in das Zentrum von Beit Jala im Autonomiegebiet eingerückt und hatte dort u.a. das Kirchengrundstück der lutherischen Gemeinde besetzt, in dem nun die Kinder mit ihren Erziehern eingeschlossen sind. Der Gemeindepfarrer von Beit Jala, Shehadeh, darf weder zu den Kindern, noch in sein Büro oder die Kirche. Da schon seit Tagen die Situation unsicher war, sind die Nahrungsmittel erschöpft. Einem Hilfskonvoi des evangelischen Propstes von Jerusalem, Karl-Heinz Ronecker, wurde bis Dienstag Nachmittag die Durchfahrt zu den Eingeschlossenen verwehrt.

Pfarrer Shehadeh und seine Gemeinde sowie andere Einwohner des mehrheitlich von Christen bewohnten Ortes haben seit vielen Monaten versucht, die von radikalen Palästinensern ausgehenden Beschießungen des Jerusalemer Vorortes Gilo zu verhindern. Die palästinensischen Christen setzen sich für ein friedliches Miteinander von Israel und Palästina ein.

Der EKD-Ratsvorsitzende appelliert an Israel und die palästinensische Autonomiebehörde, auf der Grundlage des Mitchell-Berichts einen neuen Anfang zu machen und mit Hilfe internationaler Vermittler an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Hannover den 28. August 2001
Pressestelle der EKD