Kirchenrat von Korea ruft zum Gebet für die Wiedervereinigung auf

Bitte um Unterstützung durch die Christen in Deutschland

10. August 2001

Der Nationale Kirchenrat von Südkorea (NCCK) ruft die ökumenisch mit ihm verbundenen Kirchen und Christen der Welt auf, am Sonntag, dem 12. August 2001 mit ihm für die Wie-dervereinigung des geteilten Landes zu beten. Die Christen auf der koreanischen Halbinsel erbitten für ihr Anliegen besonders das Verständnis und die Unterstützung der Christen in Deutschland.

Die Abschlusserklärung der 8. Deutsch-Koreanischen Kirchenkonsultation, die auf Einladung des Nationalen Kirchenrates von Südkorea (NCCK) vom 7.-9. Mai 2001 in Seoul stattgefun-den hatte, benennt die Versöhnung als dringendste Aufgabe im Verhältnis von Nord- und Südkorea: "In Korea steht die innerkoreanische Versöhnung als eine unabdingbare Voraus-setzung für die ersehnte Einheit noch aus. Sie zu erreichen, ist nicht nur Aufgabe der Politik, sondern aller Menschen und auch der Kirchen."

Der ehemalige Dissident und heute Staatspräsident Kim Dae Jung sagte in seiner Begeg-nung mit der deutschen Kirchendelegation am 11. Mai 2001: "Ich hoffe, dass die deutschen Kirchen ihre Zusammenarbeit für Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden fortsetzen werden. Für Frieden und Versöhnung auf der koreanischen Halbinsel unter der Leitung Gottes bitten wir um seinen Segen und sind im Glauben verbunden." Präsident Kim ist praktizierender Katho-lik.

Präsident Kim, der Architekt der sogenannten "Sonnenscheinpolitik" für ein entspanntes Verhältnis zwischen Süd- und Nordkorea, traf sich am 15. Juni 2000 in Pyongyang erstmalig mit dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong Il. Verbesserungen für die Kontaktmöglich-keiten der Menschen in Nord- und Südkorea, Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen und Abrüstungsvereinbarungen wurden ins Auge gefasst. Zwischen Nord- und Südkorea gibt es bisher keine Verkehrsverbindungen, keinen Brief- und Telefonkontakt. Nach dem in Südko-rea immer noch geltenden Nationalen Sicherheitsgesetz stehen Kontakte zum Norden unter Strafe.

Auf dem 29. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Frankfurt (13.-17. Juni 2001) trafen sich unter der Moderation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Kirchendelegatio-nen des Nationalen Kirchenrates von Südkorea (NCCK) und des Koreanischen Christen-bundes von Nordkorea (KCF) zu weiter führenden Gesprächen. Bundespräsident Rau ermu-tigte im Gespräch die Kirchenvertreterrinnen und -vertreter aus Nord- und Südkorea, in der Hoffnung auf Frieden, Versöhnung und Wiedervereinigung auf der koreanischen Halbinsel nicht nachzulassen, auch gegen starke Stimmen des Zweifel.

Am 15. August 1945 hatte Korea die Unabhängigkeit erlangt, nachdem es 50 Jahre von Ja-pan besetzt war. In der Folge des Kalten Krieges wurde Korea jedoch am 38. Breitengrad geteilt und von 1950 - 1953 in einen Stellvertreterkrieg verwickelt, in dem Koreaner gegen Koreaner kämpften und das Land weitgehend verwüstet wurde. Seitdem entwickelte sich Südkorea von einem der ärmsten Länder der Welt zu einem sog. Schwellenland und hat heute mit Kim Dae Jung den zweiten demokratisch gewählten Präsidenten. Nordkorea unter der kommunistischen Diktatur von Kim Jong Il, dem Sohn des 1994 verstorbenen Diktators Kim Il Sung, hat aufgrund von Misswirtschaft und mehreren Naturkatastrophen akute Ver-sorgungsprobleme und gibt zu, dass vermutlich bis zu zwei Millionen Menschen schon Opfer der seit 1995 dauernden Hungerkatastrophe wurden. Die kirchlichen Hilfswerke, insbeson-dere Brot für die Welt und Caritas haben in den letzten Jahren mit Hilfslieferungen im Wert von mehreren Millionen Mark sich an dem internationalen Netzwerk zur Hilfe für die notlei-dende Bevölkerung in Nordkorea beteiligt.

In Südkorea beträgt der Anteil der Christen mit ca. 17 Mio. bei einer Gesamtbevölkerung von ca. 45 Mio. fast 38%. In Nordkorea gibt es offiziell unter der Gesamtbevölkerung von ca. 21 Mio. nur 12.000 Christen. Im ganzen Land gibt es nur 2 Kirchen in Pyongyang. Allerdings wird vermutet, dass die Zahl der Christen höher ist. Sie treffen sich jedoch in Privathäusern und sind nicht registriert.

Der Nationale Kirchenrat von Korea (NCCK) und der nordkoreanische Christenbund (KCF) führen seit 1984 in unregelmäßigen Abständen Gespräche und befürworten auf dem Weg zu einer Wiedervereinigung zunächst eine Föderation zweier unabhängiger Staaten. Eine Vereinigung nach deutschem Modell lehnt Nordkorea aus politischen Gründen ab und hält Südkorea aus wirtschaftlichen Gründen nicht für möglich.

Hannover, 10. August 2001
Pressestelle der EKD

Hinweis: Ein von den koreanischen Kirchen verfasster Gebetsvorschlag in englischer Sprache ist angefügt.

South and North/North and South Korea
2001 Common Prayer for Peaceful Reunification

August 2001

Oh God who created the universe
and who leads the history of humankind in the way of salvation,
who brought together the top leaders of North and South Korea in the Summit Meeting last year and, through their joint statement of June 15,
led us to the way of reconciliation and reunification of our nation,
we praise and thank you.

The situation of the Korean peninsula is rapidly changing.
The US Bush Administration's wish to establish a Missile Defense System, and its antagonistic policy towards North Korea, pushing it into further isolation; and Japan's distortion of history and increasing tendency towards the extreme right are blocking the great historic steps toward the peace and reunifi-cation of the Korean peninsula.

God of peace,
who brings shame upon those in power
and raises up the weak and the poor,
Let us not yield to the evil of those who would use military might and force to divide and rule;
Give us the strength and the hope to overcome division and injustice with unity and justice.

God of love,
who invites the suffering and the marginalized to heaven's table,
Let us not be like the powerful who, seeking only their own wealth and luxury, turn away from the pain of their suffering neighbours;
Give us the love and the faith to unstintingly and gladly share what we have and live together with our neighbours.

God of justice,
friend of the poor,
you are a refuge for the needy in their distress,
a shelter from the storm and a shade from the burning heat. (Isaiah 25:4)
In this 56th year of forced division, turn the pain and despair of separated families into joy and hope.
Comfort and care for the farmers and children in the North who are suffering from drought and disas-ter.
Let us not yield to the evil power of those who would continue to foster division through distorted and controlled thought and ideology.
Give us the courage and wisdom to stand only on the side of justice, and to love one another.

Oh God, head of the church,
with your own body you broke down the wall that separates us, abolishing the enmity between us (Ephesians 2:14).
In your love, let us be made anew and let the church of South and North be one,
so that we may proclaim the Good News of God's salvation and reconciliation.
Help us to make this new millenium a new age of national reconciliation and peaceful reunification.

We pray in the name of Jesus Christ who died on the cross for us and rose again.

Amen.

*The National Council of Churches in Korea (NCCK) and the Central Committee of the Korean Chris-tian Federation (KCF) have jointly written this prayer, which will be read during worship on Sunday, August 12, 2001.