EKD-Auslandsbischof zu Verhaftungen in Afghanistan

Verhinderung von Hilfe verstößt gegen Menschlichkeitsgebot

8. August 2001

Zu den jüngsten Ereignissen in Afghanistan erklärt der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Dr. Rolf Koppe, Hannover:

"Die EKD unterstützt weltweit den Einsatz für Menschen, die verfolgt werden, auf der Flucht sind oder sonst wie in Not sind. In Afghanistan sind nach UNO-Schätzungen rund eine halbe Million Menschen vom Hungertod bedroht. Viele Menschen fliehen vor der anhaltenden Dürre in größere Städte. So halten sich z.B. in Herat 100 000 Flüchtlinge auf. In die nordwestlichen Grenzprovinzen Pakistans sind zehntausende Menschen aus Zentral-Afghanistan geflohen. Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, schnell und effektiv zu helfen.

Die eigenständige Organisation Shelter Germany e.V. hilft mit einem Ernährungsprogramm und dem Bau von Häusern. Neben Spenden erhält sie auch Gelder der UNHCR. Es ist in keiner Weise nachzuvollziehen, dass die Taliban-Regierung Mitarbeiter von Shelter mit der Begründung gefangen hält, sie seien missionarisch tätig. Abgesehen von der international erhobenen Forderung nach Religionsfreiheit, die auch für Afghanistan gilt, verstößt die Verhinderung von Hilfsmaßnahmen im eigenen Land gegen das Gebot der Menschlichkeit, das auch im Islam einen hohen Stellenwert hat. Die EKD dankt dem Auswärtigen Amt für seinen Einsatz und gibt der Hoffnung Ausdruck, dass alle inhaftierten MitarbeiterInnen sofort freigelassen und die Hilfsmaßnahmen im Interesse der notleidenden Menschen fortgesetzt werden."

Hannover, 8. August 2001
Pressestelle der EKD