Kock zum Auftakt der Synode: Die ganze Kirche muß sich auf Mission einstellen

Ratsvorsitzender bekräftigt in seinem Bericht Eintreten für soziale Gerechtigkeit

7. November 1999 (4. Tagung der 9. Synode der EKD)

"Die Kirche muss sich als ganze auf Mission einstellen und umstellen." Diesen Appell äusserte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Präses Manfred Kock, zum Auftakt der Synode der EKD heute (7. November) in Leipzig. In seinem Bericht an die Synode, den er unter das Wort "Unsere Zeit in Gottes Händen" stellte, sagte Kock, am Ende dieses Jahrtausends sei die Aufgabe einer "verständlichen, einladenden und gewinnenden Verkündigung von höchster Wichtigkeit für unsere Kirche". Die bis zum 12. November in der Messestadt Leipzig tagende Synode behandelt das Schwerpunktthema "Reden von Gott in der Welt - Der missionarische Auftrag der Kirche an der Schwelle zum 3. Jahrtausend".

Präses Kock zeigte sich zuversichtlich hinsichtlich der Zukunft der Kirche. Befürchtungen, "die Botschaft vom gnädigen Gott könne in der Moderne zum Ladenhüter werden", nannte der EKD-Ratsvorsitzende "unbegründet". Mit dieser Botschaft stelle die Kirche einen "Schatz" für die Gesellschaft dar. Diese könne sich nicht "selbst erlösen" und biete wenig Heimat für Suchende und Fragende. "Christliche Gemeinden werden auch in Zukunft Orte sein, wo der Glaube gelebt und bezeugt wird", stellte Kock fest. Besonders im Blick behalten sollten die Gemeinden Menschen, "die Pflege und Hilfe brauchen, Arbeitslose und andere, die mit ihrem Leben nur schwer zurechtkommen".

Der Ratsvorsitzende bekräftigte das Eintreten der Kirchen für wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit. Er wandte sich dagegen, den Begriff "Gerechtigkeit" auf "Chancengleichheit" zu reduzieren. In der Verkündigung Jesu sei mit dem Begriff der Gerechtigkeit die Vorstellung einer "guten Ordnung verbunden, die den Menschen dient". Es gelte Verhältnisse anzustreben, "in denen nicht die einen prassen und die anderen Not leiden", betonte Präses Kock. Gerechtigkeit in diesem Sinne sei "Einstehen der Gemeinschaft für die Schwachen". An diesem Verständnis von Gerechtigkeit sei jede Regierung ebenso zu messen wie die Verhandlungen der Tarifpartner. Der Ratsvorsitzende meinte weiter, es genüge nicht, wenn der Begriff der sozialen Gerechtigkeit in Parteiprogrammen und Koalitionsverträgen vorkomme, "in der praktischen Politik aber keine konkrete Gestalt gewinnt".

Präses Kock begrüsste, dass die Bundesregierung die Bekämpfung der Armut zu einem Schwerpunktthema gemacht habe. Das Programm zur Beschäftigung von 100.000 jungen Menschen sei ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Die versprochenen Impulse zum deutlichen Abbau der Erwerbslosigkeit seien jedoch "bisher ausgeblieben". Der Ratsvorsitzende äusserte die Hoffnung auf Erfolge des von der Bundesregierung gestarteten neuen Versuches eines "Bündnisses für Arbeit, Wettbewerb und Beschäftigung" mit Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften.

Leipzig, den 7. November 1999
Pressestelle der EKD