CCEE/CEC Gemeinsamer Ausschuss nimmt Charta Oecumenica an

Pressecommuniqué zum Abschluss des Treffens des Gemeinsamen Ausschusses von KEK und CCEE, 26. - 29. Januar 2001 in Porto/Portugal

06. Februar 2001

Ein neuer Text der Charta Oecumenica - Leitlinien für die wachsende Zusammenarbeit unter den Kirchen in Europa wurde beim Treffen des Gemeinsamen Ausschusses der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) während seiner Tagung vom 26.-29. Januar 2001 in Porto/Portugal angenommen. Der Text soll am Sonntag, dem 22. April 2001 in Strassburg von den Präsidenten von KEK und CCEE, Metropolit Jeremie und Kardinal Miloslav Vlk unterzeichnet werden.

Der Text ist nach einer langen Konsultationsphase in den Jahren 1999 und 2000 auf der Ebene der Mitgliedskirchen von KEK und der Bischofskonferenzen von CCEE entstanden und beschreibt grundlegende ökumenische Aufgaben, aus denen eine Anzahl von Leitlinien und Verpflichtungen hervorgehen. Er wurde entworfen, um auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens eine ökumenische Kultur des Dialoges und der Zusammenarbeit zu fördern und dafür einen verbindlichen Massstab zur Verfügung zu stellen. Ihre Verbindlichkeit besteht in der Selbstverpflichtung der Bischofskonferenzen von CCEE und der Mitgliedskirchen von KEK. Sie sind dazu eingeladen, diesen Grundtext anzunehmen und ihn in Zusammenarbeit mit ihren ökumenischen Partnern auf die eigene Situation vor Ort zu übertragen. Die Unterzeichnung wird am Ende der Europäischen Ökumenischen Begegnung stattfinden, welche vom 17.-23. April 2001 in Strassburg organisiert werden wird. Diese Begegnung wird eine gleiche Anzahl von Kirchenführern/innen (einschließlich der Leitungsgremien von CCEE und KEK) und jungen Menschen zusammenführen. Sie werden sich drei Tage lang im Dialog mit der Zukunft der Oekumene in Europa befassen. Dieses Jahr fallen die Osterfeste in allen christlichen Kirchentraditionen auf dasselbe Datum, was diesem ersten ökumenischen Treffen des Jahrtausends für die Kirchen in Europa eine besondere Bedeutung gibt.

Der Gemeinsame Ausschuss erkennt an, dass das Vatikandokument Dominus Iesus bei vielen Christen Trauer verursacht hat, aber unterstreicht zugleich, dass eine sorgfältige und differenzierte Lektüre notwendig ist. Die zuständigen Institutionen in der Kirche und ökumenische Organisationen sollten dazu ermutigt werden, erneut ihre Aufmerksamkeit der Frage nach der "einen Kirche" und den "vielen Kirchen" zu schenken.

Der Gemeinsame Ausschuss hat sich des Weiteren mit folgenden Fragen beschäftigt:

  1. Das Engagement der europäischen Kirchen und Bischofskonferenzen gegenüber den europäischen Institutionen:
    Es gab einen Bericht über die weit gespannten Aktivitäten, die von der KEK-Kommission "Kirche und Gesellschaft" und der Kommission der Bischofskonferenzen für die Europäische Union COMECE unternommen wurden. Der Redaktionsprozess der EU-Charta über die Grundrechte, die Direktive über die Gleichbehandlung im Bereich der Beschäftigung und Arbeit, der Vertrag von Nizza waren die Schwerpunkte der ökumenischen Zusammenarbeit. Die Kirchen sind sich der Notwendigkeit bewusst, dass die Christen zusammenarbeiten und sich gemeinsam für die Zukunft Europas sowie für die Identifikation und Implementierung von gemeinsamen Werten einsetzen müssen.

  2. Die Förderung von Frieden und Versöhnung in Südosteuropa:
    Im Lichte der beachtlichen Aufmerksamkeit, welche die Kirchen in den letzten Monaten der Förderung des Friedens auf dem Balkan geschenkt haben, wurde die Bedeutung gemeinsamer und koordinierter Bemühungen unterstrichen. Während der Diskussion wurde auch die Aufmerksamkeit auf die ungelösten Konflikte in der Kaukasusregion gelenkt, welche eine aktive Haltung der Kirchen erfordert.

  3. Gewalt gegen Frauen:
    Wiederum verurteilen die Kirchen die moderne Sklaverei, zu der Frauen im Europa von heute durch Prostitution und internationale Kriminalität gezwungen werden. Die Kirchen müssen gegen diese Verletzung der menschlichen Würde gemeinsam Widerstand leisten. Den Wert der menschlichen Person, die als Ebenbild Gottes geschaffen ist, bei Männern und Frauen bewusst zu machen, die internationalen Netze der Ausbeutung zu denunzieren sowie für Frauen, die dieser Ausbeutung entkommen sind, Sorge zu tragen, sind die Schwerpunkte des kirchlichen Engagements heute. Der Handel mit Frauen und Kindern zeigt eine tiefe soziale und wirtschaftliche Ungleichheit zwischen West- und Osteuropa von heute auf.

  4. Überdies wurde über die Arbeit des gemeinsamen KEK-CCEE-Komitees "Islam in Europa" gesprochen. Seine Pläne für eine Konferenz über "Christen und Muslime in Europa - Verantwortungen und religiöse Verpflichtung in einer pluralistischen Gesellschaft" (Sarajevo) wurden bestätigt.
Die Tagung von CCEE und KEK wurde bereichert durch herzliche Treffen mit den lokalen Kirchen und ökumenische Ereignisse. Die Kirchen von Europa freuen sich auf ihre nächste Verabredung im April in Strassburg. Viele gemeinsame Ziele müssen noch erreicht werden.

Hannover, 06. Februar 2001
Pressestelle der EKD