Neuer Propst in Jerusalem gewählt

19. Januar 2001

Das Kuratorium der Evangelischen Jerusalemstiftung hat unter dem Vorsitz des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, den Stuttgarter Dekan Martin Reyer (54) zum neuen Propst in Jerusalem gewählt und den Rat der EKD um die Entsendung gebeten. Der Kirchengemeinderat der "Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache" in Jerusalem hat der Berufung am Sonntag, den 14. Januar 2001, ohne Gegenstimme zugestimmt. Dekan Reyer wird zum 1. Oktober Nachfolger von Propst Karl-Heinz Ronecker, der dann nach fast zehn Jahren Dienstzeit in Jerusalem in den Ruhestand tritt. Der neue Propst soll am 21. Oktober vom Ratsvorsitzenden in sein Amt eingeführt werden.

Martin Reyer wurde am 4.4.1946 in Gussenstadt im Kreis Heidenheim geboren, studierte nach dem Abitur 1965 Theologie in Tübingen, Zürich und Marburg, wurde 1974 zum Pfarrer ordiniert und war nach seiner Vikarszeit in Göppingen Referent im Diakonischen Werk der Evangelischen Landeskirche in Württemberg in Stuttgart, 15 Jahre Pfarrer in Ludwigsburg und ist seit 1992 Dekan des Kirchenbezirks Stuttgart-Zuffenhausen.

Der Auslandsbischof der EKD, Rolf Koppe, betonte bei der Vorstellung des neuen Propstes in der Erlöserkirche den Willen der EKD, auch in schwieriger Zeit bei den deutschsprachigen Evangelischen präsent zu sein und die Gemeinschaft mit den anderen Kirchen im Heiligen Land zu stärken. Er bekräftigte bei seinen Besuchen bei den griechischen, armenischen, römisch-katholischen und anglikanischen Kirchen sowie bei der lutherischen einheimischen Schwesterkirche, dass der Propst der Repräsentant der EKD in Israel, in der Westbank und in Jordanien ist. Er vertritt sowohl die Kaiserin Auguste-Victoria-Stiftung mit der Himmelfahrtkirche, dem Krankenhaus und der Pilgerseelsorge auf dem Ölberg, die Evangelische Jerusalemstiftung mit der Erlöserkirche und dem Hospiz in der Altstadt sowie das Deutsche Evangelische Institut für Archäologie in Jerusalem und in Amman.

Die Wurzeln der Propstei gehen auf das Jahr 1841 zurück, als unter der Schirmherrschaft des preußischen Königs und der Königin von England ein gemeinsames Bistum gegründet wurde, das sich aber im Jahr 1889 in einen englischen und einen deutschen Zweig teilte. Seit 1898 wurde dem Pastor aus Deutschland der Titel "Propst" zugelegt. Seine Aufgaben vor Ort sind denen eines Weihbischofs in der anglikanischen Kirche oder eines Bischofs in einigen orthodoxen Kirchen vergleichbar. Als Auslandspfarrer für die deutschsprachige Evangelische Gemeinde in Jerusalem und in Amman ist er vom Rat der EKD entsandt und dem Kirchenamt der EKD zugeordnet. Den Gemeinden gehören einige hundert Mitglieder an, die auf Zeit oder auf Dauer im Land leben. In normalen Zeiten besuchen viele Einzel- und Gruppenreisende zusätzlich die Gottesdienste und nehmen die zahlreichen Angebote der Gemeinden wahr. Gegenwärtig ist das Hospiz in der Altstadt Jerusalems wegen der allgemeinen politischen Situation geschlossen. Es gibt aber viele Studierende, ehrenamtlich Helfende und Einzelreisende aus Deutschland und anderen Ländern, die sich nicht haben abschrecken lassen und in Jerusalem bleiben wollen.

Hannover, 19. Januar 2001
Pressestelle der EKD