Präses Kock: "Menschliches Europa" wichtiges Ziel der evangelischen Kirche

Delegation des Rates der EKD traf EU-Kommissionspräsident Prodi in Brüssel

30. November 2000

Unter der Leitung des Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, ist eine Delegation des Rates am 29. November 2000 in Brüssel mit dem Präsidenten der Kommission der Europäischen Union (EU), Prof. Romano Prodi, zusammengetroffen. Der Ratsvorsitzende dankte dem EU-Kommissionspräsidenten für seine Bereitschaft, die Delegation kurz vor der Regierungskonferenz in Nizza zu empfangen und gab seiner Hoffnung auf einen Erfolg der Konferenz gerade im Hinblick auf notwendige Reformen als wesentliche Voraussetzung für die Aufnahme weiterer Mitgliedstaaten Ausdruck.

Präses Kock hob in seiner Ansprache hervor, dass die EKD das Gelingen der Einigung Europas ausdrücklich wünscht, da Versöhnung und Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit zum Wesen der Botschaft gehören, die der Kirche aufgetragen sei. Um den europäischen Einigungsprozess zu verfolgen und direkten Kontakt zur Arbeit der Kommission zu halten, hat die EKD seit zehn Jahren ihr Büro in Brüssel, dessen neue Leiterin Sabine von Zanthier gestern offiziell in ihr neues Amt eingeführt wurde. Sie hatte am 1. November die Nachfolge von Heidrun Tempel angetreten.

Eines der wichtigsten Ziele der EKD sei ein menschliches Europa, führte der Ratsvorsitzende weiter aus. Sie wolle daher auch in Zukunft ihren theologisch-ethischen Beitrag zu Fragen der Sozialordnung, der Entwicklungs-, Kultur- , Bildungs- und Asylpolitik leisten und grundsätzliche Positionen zum geistigen Profil Europas einbringen.

EU-Kommissionspräsident Prodi hob hervor, dass die Bemühungen um eine europäische Integration von der gleichen geistigen Basis Versöhnung und Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit ausgehen, wie auch die Kirchen sie anführen. In Europa gebe es ein Defizit an verbindlichen Werten, sagte er. Da die Macht Europas weiter wachse, brauche es tragende Werte, zu denen selbstverständlich auch die religiösen gehörten.

Prodi ging in dem Gespräch mit der EKD-Delegation davon aus, dass die Erweiterung der EU auch Ängste an den Grenzen zu Osteuropa auslösen könne. Er würdigte in diesem Zusammenhang die Versöhnungsarbeit der Kirchen und äußerte die Hoffnung, dass die Kirchen diese spezifische Kompetenz auch in den anstehenden Erweiterungsprozess einbringen werden.

Präses Kock betonte weiter, der wichtige Beitrag der Kirchen zur Gestaltung einer europäischen Zivilgesellschaft müsse zur Folge haben, dass sie Bestandteile der "partizipativen Demokratie" in der EU werden. Kock ging auch auf die wichtige Rolle der EKD als größte evangelische Kirche in Europa bei der Intensivierung der Zusammenarbeit der Kirchen und der Koordinierung des Dialogs mit anderen Religionsgemeinschaften ein. Hier liege der Schlüssel zur Überwindung von Vorurteilen, Trennungen und Spaltungen. Der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) komme bei diesem interreligiösen Dialog eine wichtige Stellung zu. Die EKD begrüßt - so der Ratsvorsitzende - den regelmäßigen Meinungsaustausch zwischen der KEK-Kommission "Kirche und Gesellschaft" und der EU-Kommission und wünscht sich eine Fortsetzung und Vertiefung auch auf anderen Ebenen.

Hannover / Brüssel, 30. November 2000
Pressestelle der EKD