"Einheit in versöhnter Verschiedenheit" bleibt ökumenisches Konzept der evangelischen Kirche

Kock: In der Abendmahlsfrage katholische Kirche nicht überfordern

05. November 2000

In der Diskussion um das Verhältnis von evangelischer und katholischer Kirche will die Evangelische Kirche an der Zielvorstellung einer "Einheit in versöhnter Verschiedenheit" festhalten. Dieser Begriff stehe ebenso wie "Kirchengemeinschaft" für ein "leistungsfähiges ökumenisches Konzept", betonte der EKD-Ratsvorsitzende Präses Manfred Kock zu Beginn der Jahrestagung der Synode in Braunschweig.

Nach Jahrhunderten konfessioneller Feindseligkeit und gegenseitiger Verdammung sei der ökumenische Gedanke in beiden Kirchen und in der wissenschaftlichen Theologie "fest verwurzelt", hob Kock im Bericht des Rates der EKD hervor. "Uns verbindet mehr als uns trennt." Das Verhältnis zwischen den Kirchen dürfe nicht nur anhand einer "Momentaufnahme" vom September 2000 beurteilt werden. Die vatikanischen Dokumente "Dominus Iesus" und über den Ausdruck "Schwesterkirchen" wertete der Ratsvorsitzende als "Zeichen von Schwäche und Ängstlichkeit".

Nach evangelischem Verständnis könne die Kirche "überhaupt nur im Plural existieren", betonte Kock. In einem evangelischem Konzept für die Einheit der Kirche gehörten Einheit und Vielfalt konstitutiv zusammen. Vielfalt verlange unterschiedliche Profile. Vor allem die evangelische Kirche müsse mehr tun für eine klare Profilierung. Im Blick auf die Diskussion um Forderungen nach einem gemeinsamen Abendmahl beim Ökumenischen Kirchentag 2003 sagte Kock, man solle vom ökumenischen Partner nicht erwarten oder gar verlangen, "dass er seinen Überzeugungen zuwiderhandelt". Die evangelische Kirche werde ihrem Abendmahlsverständnis entsprechend die "Einladung an alle Getauften, die in ihrer Kirche zum Heiligen Abendmahl zugelassen sind, aufrechterhalten. "Aber wir können die gemeinsame Feier von Abendmahl und Eucharistie nicht erzwingen", fügte der Ratsvorsitzende hinzu. Bei der offenen Einladung zu evangelischen Abendmahlsfeiern solle niemand bedrängt werden, seine Überzeugungen preiszugeben.

Präses Kock kritisierte konfessionelle Abgrenzung, Selbstgenügsamkeit und kirchlichen Provinzialismus auch in anderen Kirchen und konfessionellen Zusammenschlüssen. So sei es bisher nicht gelungen, die kommenden Vollversammlungen von Lutherischem und Reformiertem Weltbund zu koordinieren oder zusammenzuführen. Ihre Kooperation untereinander und die mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) sei "über gelegentliche Absichtserklärungen" nicht wesentlich hinausgekommen. Die deutschen Mitgliedskirchen in den drei Organisationen hätten die Möglichkeit, hier Einfluss zu nehmen, regte Kock an.

(folgt Ratsbericht 4 und Schluss)

Braunschweig, den 5. November 2000
Pressestelle der EKD