Zwischen Luther und Venus

Große Ausstellung zum Werk von Cranach dem Älteren in Düsseldorf

6. April 2017

Ausstellung des Cranach. (Foto: epd-Bild/Hans-Jürgen Bauer)
In der Ausstellung unter anderem zu sehen: Porträts von Martin Luther und seiner Frau Katharina von Bora (1526) und ein Sammelband mit Auslegung der Evangelien. (Foto: epd-Bild/Hans-Jürgen Bauer)

"Was Lucas schafft, es erglänzt herrlich in strahlender Pracht". Der rühmende Ausspruch des Theologen Andreas Bodenstein, genannt Karlstadt, aus dem Jahre 1509 steht am Eingang der Ausstellung. Die Schau "Meister – Marke – Moderne" zum Werk des bedeutenden Renaissance-Malers Lucas Cranach der Ältere, die am 8. April im Museum Kunstpalast in Düsseldorf eröffnet hat, dürfte  Besucher heute ähnlich verzücken.

Unter den gut 200 Exponaten sind zahlreiche Ölgemälde aus allen Schaffensperioden des 1472 geborenen Jahrhundertmalers und Freundes von Reformator Martin Luther zu sehen. Das Düsseldorfer Haus, das nur über zwei Ölgemälde Cranachs sowie über etliche Holzschnitte verfügt, hat aus allen wichtigen Museen der Welt Leihgaben zur Verfügung gestellt bekommen. Sie sind bis zum 30. Juli in Düsseldorf zu sehen.
 
Den Ausstellungsmachern ging es dabei nicht darum, "nur eine weitere Cranach-Ausstellung" auf die Beine zu stellen, wie der Kurator und Generaldirektor des Hauses, Beat Wismer, berichtet. Die gemeinsam mit zwei Mit-Kuratoren präsentierte Schau sei "zwischen Luther und Venus" angesiedelt. Lucas Cranach der Ältere hat laut Wismer mit neuartigen Bildfindungen, sinnlichen, teils lebensgroßen Aktdarstellungen und Bildern zum protestantischen Glauben die Renaissance in Deutschland geprägt, wie kaum ein anderer Maler.

"Wichtige Themen in die Kunstgeschichte eingeführt"

Lucas Cranach der Ältere habe mit der Reformation "neue, wichtige Themen in die Kunstgeschichte eingeführt", ist Wismar überzeugt. Die Ausstellung präsentiert zudem, wie sich zeitgenössische Künstler des Expressionismus sowie solche der Moderne mit Cranach dem Älteren auseinandergesetzt haben – was so laut dem Kurator "noch nie zuvor gezeigt" wurde.
 
Mit dem frühen Bild einer lebensgroßen nackten Venus hatte der Maler bereits 1509 eines seiner großen Themen gefunden. Noch bemüht er mit der Gestalt des kleinen Cupido die Mythologie als Verbrämung. Solche Skrupel wird er bei späteren Akt-Darstellungen ablegen. Das Werk stammt aus der Sankt Petersburger Eremitage. Zu sehen ist auch das Gemälde "Christus und die Ehebrecherin" aus Budapest von 1532.

Für keinen anderen Künstler sitzt Martin Luther Modell

Das eigentliche Frühwerk Cranachs ist nicht bekannt. Er trat erstmals um 1500 herum künstlerisch in Erscheinung in Wien. Wenige Jahre später siedelte er nach Wittenberg über, als neuer Hofkünstler im Dienste von Friedrich dem Weisen. Dort wird er nach Angaben der Ausstellungsmacher "bildgebende Triebfeder" auch im Sinne der Propaganda für Martin Luthers reformatorische Gedanken.
 

In Wittenberg verschafft das Privileg, Luther porträtieren zu dürfen, dem findigen Maler und Geschäftsmann Cranach so viele Aufträge, dass seine Werkstatt zu einer der mächtigsten und größten Bildmanufakturen der Reformationszeit aufsteigt. Für keinen anderen Künstler sitzt Luther Modell. In der Schau ist unter anderem der Holzschnitt von 1522 zu sehen, der Luther als "Junker Jörg" zeigt. Zudem gibt es zwei farbige kleine Kapselbildnisse von 1525 von Luther und Katharina von Bora, sowie diverse Bilder, die Luther als Augustinermönch zeigen.
 
In dem Kapitel zur Reformation hat die Düsseldorfer Ausstellung tatsächlich Neues und bisher in Deutschland nicht gezeigte Raritäten zu bieten. Etwa zwei großformatige Tafelbilder aus dem Nationalmuseum in Stockholm: "Die Speisung der Fünftausend" und "Der Abschied der Apostel". Im Letzteren verleiht Cranach einem der Apostel die Gesichtszüge Philipp Melanchthons und manifestiert damit sein Kirchenverständnis im Sinne der Reformation.

Die Düsseldorfer Schau zum Reformationsjubiläum nimmt Cranach den Älteren in seiner Gesamtheit und Modernität in den Blick. In Gegenüberstellung mit Werken von Albrecht Dürer, Hans Holbein dem Jüngeren, und Lorenzo Costa dem Älteren untersucht die Ausstellung Cranachs Position im Netzwerk der Künstler seiner Zeit. Wie sich später Künstler der Moderne, von Picasso bis Raysse, von Cranachs Werk inspirieren ließen, ist ebenfalls Thema der Schau.

Andreas Rehnolt (epd)


Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr geöffnet.