Neu in den Reihen der EKD-Synode

Die Richterin Nadine Bernshausen vertritt ihre Landeskirche im größten Leitungsgremium der EKD

31. März 2015

Nadine Bernshausen
Foto: Laackmann Fotostudios Marburg

Im Mai kommt die neue Synode der EKD erstmals zusammen. 40 Prozent der Mitglieder sind zum ersten Mal dabei. Eine der neuen Synodalen ist Nadine Bernshausen aus der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.

Frau Bernshausen, zu welchen Themen würden Sie sich gern besonders einbringen?

Nadine Bernshausen: Ich sehe unsere christliche Verantwortung in der Bewahrung der Schöpfung, im behutsamen Umgang mit Lebewesen und Ressourcen und im offenen und respektvollen Umgang mit allen Menschen, ungeachtet ihrer Herkunft und Hautfarbe. Der Glaube kennt keine Nationen, Wirtschaftsinteressen und Bilanzen, die so oft das gesellschaftliche Denken und Handeln prägen. Die Freiheit eines Christen sehe ich darin, diese Grenzen, die oft genug auch das Denken bestimmen, zu überwinden und sich immer wieder zu fragen: Wie würde wohl Jesus handeln?

Wie sind Sie zu diesem Amt gekommen?

Bernshausen: Ich bin 2007 erstmals in den Kirchenvorstand der Elisabethkirche Marburg gewählt worden. Die Arbeit in der Gemeinde mit zu gestalten macht mir Spaß. Und so habe ich mich dann auch über die Gemeinde hinaus engagiert, ich war in der Stadtsynode und im Ausschuss für Mission und Ökumene tätig. Seit 2014 bin ich Präses, das ist die Vorsitzende der Synode des neu gebildeten Kirchenkreises Marburg, und damit auch Mitglied des Kirchenkreisvorstandes.

Im Herbst 2014 wurde ich dann gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, auf der Landessynode für die EKD-Synode zu kandidieren. Das habe ich gerne gemacht, wurde gewählt und nun freue ich mich, dass die Arbeit bald beginnt.

Die Arbeit in der Synode der EKD ist ja durchaus zeitintensiv. Sie sind Richterin. Wie vereinbaren Sie das mit Ihren beruflichen Verpflichtungen?

Bernshausen: Für die Tagungen habe ich "dienstfrei" beantragt, was im Richterdienst nur wenig nützt, da die Arbeit, bis auf wenige Ausnahmen, liegen bleibt. Fragen Sie mich doch nochmal in einem Jahr, wie ich es schaffe.

Was haben Sie sich persönlich für Ziele gesetzt für diese Arbeit?

Bernshausen: Zu diesem Zeitpunkt ist es noch recht früh, von Zielen zu sprechen, da ich die Arbeit unserer EKD-Synode zunächst kennenlernen möchte. Ein Wunsch von mir ist, mich an geeigneter Stelle einzubringen, mit meinen Fähigkeiten, meinen Anschauungen und meinem Glauben. Eine Vorstellung ist, die Arbeit in der EKD-Synode und die dort gewonnen Erfahrungen in meine Landes-und Kreissynode zu tragen und umgekehrt von hier Anregungen für die EKD-Synode mitzunehmen.

Gibt es schon erste Termine oder Begegnungen, auf die Sie sich freuen?

Bernshausen: Zunächst freue ich mich darauf, meine Mitsynodalen aus unserer Landeskirche – wieder – zu treffen. Ich freue mich aber auch sehr, Synodale aus anderen Landeskirchen kennenzulernen und so zu erfahren, welche Themen die anderen Landeskirchen in dieser Zeit beschäftigen, welches Selbstverständnis sie haben.

Ich stamme ursprünglich aus dem Gebiet der Landeskirche von Hessen und Nassau und bin nun Teil der zehntkleinsten Landeskirche. Als "normales" Kirchenmitglied, so scheint mir, habe ich mir bisher wenig Gedanken über die Unterschiede oder Gemeinsamkeiten der Landeskirchen gemacht. Mir ist damals nach meinem Umzug lediglich aufgefallen, dass sich die Abläufe im Gottesdienst unterscheiden. Daher bin ich gespannt auf den Austausch mit anderen, weil der auch anregt, das Eigene zu reflektieren und möglicherweise auch zu verändern.


Nadine Bernshausen (Jahrgang 1979) ist Juristin und arbeitet als Richterin an den Amtsgerichten Marburg und Frankenberg. Sie ist aufgewachsen im mittelhessischen Bad Endbach, studierte in Marburg und machte ihr Referendariat mit Stationen in Marburg, Gießen, Frankfurt, Dillenburg und Berlin. Seit 2007 ist sie Richterin und unter anderem Vorsitzende des Erwachsenenschöffengerichts, Strafrichterin, Betreuungsrichterin und Ermittlungsrichterin mit Sonderzuständigkeit für Vernehmungen von Kindern, Jugendlichen und Missbrauchsopfern per Videotechnik.

Die Juristin lebt heute in Marburg und engagiert sich dort außer in der kirchlichen Gemeinde- und Gremienarbeit auch im Vorstand des Marburger Weltladens und im Verein Vielfalt Marburg e. V. Politisch ist sie aktiv im Kreistag des Landkreises Marburg-Biedenkopf und als Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft, Infrastruktur, Erneuerbare Energien, Landwirtschaft und Umwelt. In der knappen Freizeit neben ihren zahlreichen Aufgaben liest Nadien Bernshausen gern, trifft sich mit Freunden, geht ins Kino oder spazieren.