Irmgard Schwaetzer neue Präses der EKD-Synode

Wechsel an der Spitze des evangelischen Kirchenparlaments

10. November 2013

Irmgard Schwaetzer

Das Parlament der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat die frühere Bauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) zu seiner neuen Vorsitzenden gewählt. Die EKD-Synode bestimmte die 71-Jährige am Sonntagabend in Düsseldorf zur Nachfolgerin der bisherigen Synodenpräses Katrin Göring-Eckardt (Grüne). Der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) hatte zuvor nach zwei gescheiterten Wahlgängen seine Kandidatur ebenso zurückgezogen wie die ehemalige Bremer Richterin Brigitte Boehme.

Die langjährige Bundestagsabgeordnete Schwaetzer wurde mit deutlicher Mehrheit bis 2015 in das höchste Laienamt der evangelischen Kirche gewählt. Sie war von 1987 bis 1991 Staatsministerin im Auswärtigen Amt und anschließend bis 1994 Bundesbauministerin unter Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU).

Derzeit ist sie Vorsitzende des Domkirchenkollegiums am Berliner Dom und Mitglied der Berlin-brandenburgischen Landessynode. Bei den Wahlen zum EKD-Rat 2009 verzichtete sie nach dem vierten Wahlgang. Göring-Eckardt hatte ihr Präses-Amt nach vier Jahren zur Verfügung gestellt, um sich auf ihre politische Arbeit als Grünen-Fraktionschefin im Bundestag zu konzentrieren.

Vor der Synode stellten sich am Sonntagabend auch zwei Kandidaten für den Rat, das Leitungsgremium der EKD, vor: der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und die Theologieprofessorin Elisabeth Gräb-Schmidt aus Tübingen. Die Nachwahl soll am Dienstag erfolgen. Sie ist erforderlich, weil der frühere bayerische Landesbischof Johannes Friedrich und die Theologieprofessorin Christiane Tietz als Ratsmitglieder ausscheiden. Auch Schwaetzer gehört als Synodenpräses künftig dem 15 Mitglieder zählenden Rat an.

Kontrovers und teilweise emotional diskutierte die Synode über das umstrittene EKD-Familienpapier, das seit Monaten in der Kritik steht. Der Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider räumte in seinem Bericht vor der Synode Mängel ein und kündigte die Erarbeitung eines theologischen Grundsatzpapiers zum evangelischen Verständnis von Ehe und Familie an. Damit sei die Kammer für Theologie beauftragt worden.

Die grundsätzliche Haltung zur Familie werde dadurch aber nicht infrage gestellt, betonte Schneider: Die Ehe von Frau und Mann sei und bleibe das Leitbild. "Gleichzeitig sprechen wir Alleinerziehenden, Patchworkfamilien und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften nicht ab, dass Menschen darin treu, vertrauensvoll, verantwortlich und liebevoll zusammenleben können", sagte der frühere rheinische Präses. Auch diese Formen familiären Zusammenlebens verdienten kirchliche Wertschätzung und Förderung.

In seinem Ratsbericht forderte Schneider auch ein Umdenken in der europäischen Flüchtlingspolitik. Schutzsuchende hätten Anspruch auf ein faires und effektives Asylverfahren, sagte er mit Blick auf die Flüchtlingsdramen vor der Mittelmeerinsel Lampedusa. Nötig sei auch eine Regelung zur Aufnahme von mehr syrischen Flüchtlingen. Am Rande der Synode rief Schneider zur Hilfe für die Opfer des Taifuns "Haiyan" auf den Philippinen auf.

Am Montag steht der inhaltliche Schwerpunkt der Synode, Welternährung und nachhaltige Landwirtschaft, auf der Tagesordnung. Die Synode endet am Mittwoch. (epd)



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