Korea: Christen-Appell zur Wiedervereinigung

Weltkirchentreffen in Busan gestartet

31. Oktober 2013

Eröffnungsfeier des Weltkirchenrates (ÖRK) in Busan

Mit Appellen zur friedlichen Wiedervereinigung hat der Weltkirchenrat seine 10. Vollversammlung in Südkorea gestartet. Wie der Generalsekretär des Rates, der norwegische Pfarrer Olav Fykse Tveit, am Mittwoch in der Hafenmetropole Busan betonte, werden die 350 Mitgliedskirchen einen Annäherungsprozess zwischen den verfeindeten Teilen des ostasiatischen Landes unterstützen. So sollen in der ersten Jahreshälfte 2014 Christen aus dem Norden Koreas und dem demokratischen Süden am Sitz des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf Gespräche aufnehmen.

Die Versammlung will bis zum 8. November auch die Kluft zwischen Arm und Reich, den Klimawandel sowie Wege zu einem gerechten globalen Frieden debattieren. Christen aus Nordkorea werden nicht erwartet.

Der Vorsitzende des Weltkirchenrat-Zentralausschusses, der Brasilianer Walter Altmann, sagte, die Menschen auf der koreanischen Halbinsel sehnten sich nach Jahrzehnten der Konfrontation nach einem gerechten Frieden. Noch vor wenigen Monaten drohte die Führung des Nordens mit Atomschlägen gegen den Süden und dessen Verbündeten USA. Das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christenheit, Patriarch Bartholomäus I., rief in einer Videobotschaft zum Gebet für die friedliche Wiedervereinigung auf.

Die Vollversammlung mit mehr als 3.000 Teilnehmern will auch ein Zeichen der Solidarität mit den Millionen Christen in dem geteilten Land setzen. Unter den 51 Millionen Südkoreanern leben etwa neun Millionen Protestanten und fünf Millionen Katholiken. Menschenrechtler vermuten, dass im stalinistisch regierten Nordkorea einige Hunderttausend Christen unter schwierigsten Bedingungen ihren Glauben praktizieren.

Bartholomäus I. von Konstantinopel rief zugleich für einen gerechten Frieden im Nahen und Mittleren Osten auf. Zudem forderte er mehr Anstrengungen im Kampf gegen die negativen Folgen der Globalisierung. "Christen können mit Blick auf soziale Ungerechtigkeiten nicht Zuschauer bleiben", unterstrich er.

Papst Franziskus ermutigte in einem von Kurienkardinal Kurt Koch verlesenen Grußwort alle Christen zur Solidarität mit Armen, Migranten, Behinderten, Älteren und Arbeitslosen. Zudem müsse die Familie als Grundlage der Gesellschaft gestärkt werden, fügte das katholische Kirchenoberhaupt hinzu. Die römisch-katholische Kirche ist kein Mitglied des Weltkirchenrates, der insgesamt 500 Millionen Christen repräsentiert. Der Schweizer Kardinal Koch ist Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und damit der "Ökumene-Minister" des Vatikan.

Die Teilnehmer des Christenkongresses kommen aus Asien und der pazifischen Region, Afrika, Europa, dem Nahen und Mittleren Osten, Nord- und Lateinamerika sowie der Karibik. Aus Deutschland nehmen unter anderen der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, die Bischöfe Martin Hein (Kassel) und Heinrich Bedford-Strohm (München) sowie der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms teil. Die Tagung steht unter dem Motto "Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden".

Die Vollversammlung ist das höchste Gremium des Weltkirchenrates. Sie kommt etwa alle sieben Jahre zusammen, zuletzt in Harare (Simbabwe) 1998 und Porto Alegre (Brasilien) 2006. Offiziell gegründet wurde der Ökumenische Rat der Kirchen 1948 auf der ersten Vollversammlung in Amsterdam. Die Mitglieder kommen aus den orthodoxen Kirchen, zahlreichen anglikanischen, baptistischen, lutherischen, methodistischen und reformierten Kirchen sowie vielen weiteren Freikirchen.

Die Tagung in Südkorea soll auch die Weichen für die Ökumene zu Beginn des 21. Jahrhunderts stellen. Der Weltkirchenrat hatte in den vergangenen Jahren in der öffentlichen Wahrnehmung an Bedeutung verloren. Unter anderem der Umgang mit der Homosexualität hatte wiederholt zu Konflikten zwischen einzelnen Mitgliedskirchen geführt. Zudem zwang eine Finanzkrise den Dachverband zu Personaleinschnitten. (epd)