Protestanten feiern Reformationstag

Der 31. Oktober 1517 gilt als Beginn der Reformation

31. Oktober 2013

Thesentür an der Wittenberger Schlosskirche

Protestanten erinnern am Donnerstag in Gottesdiensten an den Ursprung der evangelischen Kirche. In Augsburg wird mit einem Festgottesdienst das neue Themenjahr "Reformation und Politik" eröffnet. Die Predigt hält die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, zusammen mit der Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler. Bei dem anschließenden Festakt sprechen der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier.

In der Lutherdekade, die 2008 in Wittenberg startete, steht jedes Jahr ein anderes Thema im Mittelpunkt. Augsburg war ein wichtiger Schauplatz der Reformation. Auf dem Reichstag 1530 wurde das Augsburger Bekenntnis, die lutherische "Confessio Augustana", verlesen. 25 Jahre später wurde in der Stadt der Augsburger Reichs- und Religionsfrieden verabschiedet, der ein friedliches Nebeneinander der Konfessionen im Reich vorsah.

Der Greifswalder Bischof Hans-Jürgen Abromeit sieht in der friedlichen Revolution 1989 in der DDR "in gewisser Weise" eine Fernwirkung der Reformation. Luther habe in seinen Schriften dargelegt, "dass ein Christenmensch durch den Glauben frei und niemandem Untertan" sei, schreibt der Bischof in der Rostocker "Ostsee-Zeitung" (Mittwochausgabe). Diese zum Wohl aller eingesetzte innere Unabhängigkeit sei für viele Christen in der DDR "faszinierend" gewesen.

Das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 ist der Theologieprofessorin Athina Lexutt zufolge eine große Chance für die evangelische Kirche. "Durch das Jubiläum besinnt sich die Kirche auf ihre Wurzeln und kommt ins Überlegen: Was wollen wir in Zukunft?", sagte die Professorin für Kirchengeschichte an der Gießener Justus-Liebig-Universität dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das evangelische Christentum und das Christentum insgesamt könnten sich wieder als Kraft begreifen, "die Europa gestaltet hat und auch zukünftig gestalten will".

In der Wissenschaft habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, "dass die Reformation nicht vom Himmel fiel, sondern in vielen Denkbewegungen Vorläufer fand", sagte die Kirchenhistorikerin. Es habe viele reformatorische Bewegungen im 15. und 16. Jahrhundert gegeben. Luther jedoch habe stärker als andere Reformatoren erkannt, dass Theologie und Kirche nicht dem Machterhalt dienten, sondern den Menschen eine Botschaft bringen: Die Kirche solle dem Menschen in seinen Ängsten Trost und Gewissheit geben. "Das ist das Kerngeschäft", sagte Lexutt.

In Heidelberg wird am Reformationstag die Martin-Luther-Medaille des Rates der EKD an den ehemaligen polnischen Ministerpräsident Jerzy Buzek verliehen. Die Auszeichnung, die in diesem Jahr erstmals an einen nichtdeutschen Preisträger geht, wird vom EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider übergeben. Die Laudatio hält Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU).

Mit dem 500. Jahrestag der Reformation erinnern evangelische Christen an den legendären Thesenanschlag Martin Luthers (1483-1546) an die Wittenberger Schlosskirche im Jahr 1517. Dieses Ereignis gilt als der Beginn der reformatorischen Umwälzungen in Europa. Der Reformationstag ist in den ostdeutschen Bundesländern, nicht aber in Berlin und im alten Bundesgebiet gesetzlicher Feiertag. In Thüringen wird der Tag nur in überwiegend evangelischen Gemeinden als gesetzlicher Feiertag begangen. (epd)