Evangelisch-Lutherische Kirche in Venedig wird wiedereröffnet

Fünf Jahrhunderte in Venedig – 200 Jahre am Campo Ss. Apostoli

01. Oktober 2013

Evangelische Kirche in Venedig: letzte Handgriffe vor Wiedereröffnung

Fünfzehn Monate nach Einsturz der Kirchendecke kann die älteste lutherische Gemeinde Italiens in Venedig ihre Wiedereröffnung feiern. Am 13. Oktober wird die nur 80köpfige Gemeinde mit zahlreichen Gästen im Rahmen einer Dankesfeier ihren Kirchenraum wieder vollständig in Funktion nehmen können.

Im Juni vergangenen Jahres waren große Deckenstücke heruntergestürzt und die Kirche musste geschlossen werden. Experten sahen darin eine Folge des verheerenden Erdbebens in der Emilia Romagna, das bis in die Lagunenstadt zu spüren war.  Der Einsturz passierte just einige Monate vor den Feierlichkeiten zum Jubiläum „Lutheraner in Italien: 5 Jahrhunderte in Venedig – 200 Jahre am Campo Ss. Apostoli“. Der Festgottesdienst mit dem Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider und der erste Kirchentag Venedigs mussten deshalb zum großen Teil  in die katholische Nachbarkirche Ss. Apostoli verlegt werden, zu der auch einst der Palazzo der lutherischen Kirche gehörte, als er noch die Scuola dell`Angelo Custode (Bruderschaft zum Heiligen Schutzengel) war.

Die umfangreiche Restaurierung der Kirchendecke dauerte zehn Monate und kostete 250.000 €. Kirchliche Institutionen wie das Deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes, die Landeskirche Hannovers, das Gustav-Adolf-Werk und die Evangelisch lutherische Kirche in Italien haben sich an den Kosten beteiligt. Ebenso gab es eine Förderung durch das Auswärtige Amt der Bundesregierung und von zahlreichen Privatspendern aus dem In- und Ausland. Den großen Teil von 100.000 € musste die Gemeinde jedoch selbst für die Renovierung aufbringen.

Das Fest am 13. Oktober wird eröffnet durch die Gemeindepräsidentin Lore Sarpellon und einer Andacht. Anschließend feiert die Gemeinde mit einem Konzert des Gospelchors Joysingers, zu dem sie ihre Freunde aus aller Welt einlädt.

1813 hatte der deutsche Kaufmann Sebastian von Heinzelmann das jetzige Kirchengebäude gekauft und der Gemeinde geschenkt, die zuvor beinahe 300 Jahre heimlich Gottesdienst im Deutschen Handelshaus (Fondaco dei Tedeschi)an der Rialtobrücke feierte. Martin Luther selbst hatte schon 1543 zwei Briefe an die evangelisch Gesinnten in Venedig geschrieben und ihnen angesichts der Bedrohung durch die Inquisition Glaubensmut zugesprochen.