"Wir gehören in Europa zusammen"

Gauck eröffnet in Paderborn Mittelalterausstellung zur Christianisierung

30. Juli 2013

Ausstellungsplakat

Die Ausstellung mache deutlich, "wie sehr die Christianisierung Europa geprägt hat und neben anderem bis heute prägt", sagte Gauck. Das Mittelalter biete Anschauungsunterricht für gesellschaftliche Konflikte und für Modelle ihrer Lösungen. Es zeige den Zauber früher Internationalität, eines lebendigen und prägenden kulturellen Austausches von Skandinavien bis nach Sizilien. "Es zeigt auch, wie Aufklärung, Gelehrsamkeit und Wissen Seite an Seite mit finsterem Aberglauben, mörderischem Vorurteil und gnadenloser Unterdrückung existieren können", sagte Gauck.

Der Münchner Historiker Rudolf Schieffer würdigte in seinem Festvortrag die große historische und kulturelle Bedeutung des Christianisierungsprozesses: "Es gibt nicht viel aus der tausendjährigen Geschichte des Mittelalters, was an historischer Tragweite vergleichbar wäre mit der Ausbreitung des Christentums in ganz Europa." Mit dem Import von Handschriften, der Einrichtung von Schulen und mit dem Beginn der Schreibtätigkeit habe die Mission die jeweils christianisierten Gebiete auf eine neue Stufe der historischen Entwicklung gehoben.

Der Paderborner katholische Erzbischof Hans-Josef Becker erklärte: "Wir haben die Verpflichtung, das große christliche Erbe und dessen prägende Kraft wieder stärker ins Bewusstsein zu heben und für die Gegenwart fruchtbar zu machen." Gerade in Zeiten der Veränderungen sei es wichtig, sich der christlichen Wurzeln neu zu vergewissern.

Bis zum 3. November ist die auf drei Standorte verteilte Sonderschau "CREDO - Christianisierung Europas im Mittelalter" im Diözesanmuseum, im Museum in der Kaiserpfalz und in der Städtischen Galerie in Paderborn zu sehen. Unter den 800 Exponaten sind kostbare Leihgaben wie das seltene Papyrusfragment eines Paulus-Briefes, die Sonnenscheibe von Limons, Tempelfunde, Kaiser- und Papst-Urkunden sowie mittelalterliches Kriegsgerät und wertvolle Historiengemälde.

Nach den großen Mittelalter-Ausstellungen "Kunst und Kultur der Karolingerzeit" von 1999 und "Canossa - Erschütterung der Welt" von 2006 ist "Credo" das dritte gemeinsame Projekt dieser Art der Stadt Paderborn, des Erzbistums Paderborn und Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. (epd)

Info:
Die drei Museen Diözesanmuseum Paderborn, das Museum Kaiserpfalz und die städtische Galerie Paderborn haben dienstags bis sonntags von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Das Museum Kaiserpfalz außerdem an jedem ersten Mittwoch im Monat bis 20 Uhr.