Landtag und Kirche eröffnen Doppelausstellung zu Ernst Barlach

Ausstelllung "Wortgestalten" zeigt rund 200 Werke in Hannover

30. Januar 2013

Bronzefigur von Ernst Barlach

Eine Doppelausstellung mit Werken des Künstlers Ernst Barlach (1870-1938) ist am Mittwoch im niedersächsischen Landtag und in der Marktkirche in Hannover eröffnet worden. "Seine Werke geben uns Einblick in ein existenzielles Ringen um Sinn in einer entfremdeten Welt", sagte der evangelische Landesbischof Ralf Meister laut Redemanuskript. Der scheidende Landtagspräsident Hermann Dinkla (CDU) würdigte Barlach als einen der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts in Deutschland und als entschiedenen Gegner des NS-Regimes.

Unter dem Titel "WortGestalten" will die Ausstellung den bekannten Bildhauer auch als Dichter vorstellen. Bis zum 24. März präsentiert sie insgesamt rund 200 Plastiken, Grafiken, Zeichnungen und Texte des Künstlers, der hauptsächlich in Mecklenburg sowie im holsteinischen Ratzeburg wirkte. Die Skulpturen und Zeichnungen sind überwiegend in der Marktkirche zu sehen. Im gegenüberliegenden Foyer des Landtags sind Dramen, Prosatexte, Romane und autobiografische Schriften ausgestellt.

Barlach sei mit seiner humanistisch-pazifistischen Grundhaltung schon in der Weimarer Republik ins Visier der rechtsextremen Parteien und Verbände geraten, sagte Dinkla. "Die Nationalsozialisten sahen in Ernst Barlach den gefährlichen Feind, denn seine Kunst stellte sich gegen deren Programm und radikale Vorstellungen."

Nach 1933 seien seine Werke, unter ihnen Kriegsdenkmäler, zum Teil abgebrochen, eingeschmolzen und verschleudert worden. Dinkla erinnerte an die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler vor genau 80 Jahren und sprach von einem "schwarzen Tag der deutschen Geschichte".

Meister erläuterte, Barlach habe sich immer wieder mit Problemen des Lebenssinns und anderen geistlichen Fragen beschäftigt. Ein Kirchenmann sei er aber nicht gewesen: "Er war wahrscheinlich viel zu sehr Einzelgänger, um in der Kirche heimisch zu werden." Für die Ausstellung arbeiten die Veranstalter mit der Ernst-Barlach-Gesellschaft in Hamburg zusammen. (epd)

Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.