SpeiseReise - Christen und Muslime kochen miteinander

Projekt des Monats Dezember der Internetplattform „Kirche im Aufbruch“

03. Dezember 2013

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Es herrscht munteres Treiben in der großen Küche. Frauen und Männer schälen Obst, waschen Gemüse, grillen Fleisch. Exotische Gerüche durchziehen den Raum. Das Besondere: Hier im Begegnungszentrum Brücke-Köprü in Nürnberg kommen Menschen verschiedener Religion zusammen, insbesondere Christen und Muslime.

Gemeinsames Essen und Feiern verbindet Menschen über die Grenzen von Religion, Kultur und Nation hinweg. So entstand 2002 die Idee, über eine Art „Kochkurs“ Menschen für die christlich-islamische Begegnung zu gewinnen. Bei den SpeiseReisen steht das gemeinsame Erleben und Tun, Kochen, Erzählen und Feiern im Mittelpunkt. Anhand der Feste des christlichen Kirchenjahres wie z. B. Erntedank, Weihnachts-, Oster- oder Pfingstfest sowie des islamischen Festkalenders, wie z. B. das Fest des Fastenbrechens und das Opferfest entstand eine SpeiseReise durch das Jahr mit einzelnen religiös-kulinarischen Nachmittagen.

Durch dieses niedrigschwellige und erfahrungsorientierte Begegnungs- und Dialogprojekt konnten vor allem Menschen für den interreligiösen Dialog geworben und begeistert werden, die nicht die üblichen Dialogveranstaltungen (Arbeitskreise oder Vorträge) besuchen.

Beim Erzählen, gemeinsamen Kochen und der Einladung zum Kennenlernen der anderen religiösen Feste finden unmittelbar und fast schon selbstverständlich unzählige interkulturelle und interreligiöse Begegnungen auf allen Ebenen und über alle Grenzen hinweg statt: angefangen bei Geschlecht und Alter über Nation und Religion bis hin zu Familienstand, Bildungsniveau, Lebensverhältnissen und Wertvorstellungen.

Angehörige aus verschiedenen Religionen und religiösen Gruppierungen erleben und begegnen sich bei den SpeiseReisen auf einer Augenhöhe als gläubige Menschen und erzählen im gegenseitigen Respekt von ihrem Glauben. So konnten in der unmittelbaren Begegnung schon viele Missverständnisse, Unwissenheit und Vorurteile abgebaut werden. Fremde werden zu Bekannten, manchmal auch zu Freunden und man verliert die Angst voreinander.

Konzeptionell ist es wichtig, dass die Vertreter der einladenden Religion offen und authentisch über ihre religiösen Hintergründe und Traditionen berichten können. Danach kommt es immer wieder zu Gesprächen und Vergleichen zwischen den Religionen z. B. gedenken die Muslime beim islamischen Opferfest an die versuchte Opferung des Ismaels, während nach jüdisch-christlicher Überlieferung beinahe Isaak geopfert wird. Ebenso gibt es Unterschiede beim Vergleich der jüdischen mit der islamischen Beschneidung und wiederum im Vergleich zur christlichen Taufe.

Ein hohes Maß an Sensibilität und gute Vorbereitung benötigen die unterschiedlichen Speisevorschriften bei den verschiedenen Religionen. Gerichte mit Schweinefleisch scheiden von Anfang an aus. Ebenso wichtig ist es, darauf zu achten, rituell geschächtetes Fleisch für Muslime und Juden zu kaufen. Hohe Transparenz und gute Vorabsprachen erleichtern dann das Miteinander und die Durchführung.