Lebensnotwendig und lecker

Brot ist Grundnahrungsmittel und christliches Symbol

05. Oktober 2013

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Frankfurt a.M. (epd). Groß wie ein Wagenrad, die Kruste glänzend braun und verziert mit einem Kreuz oder mit Trauben und Ähren aus hellerem Teig: So ziert häufig ein Brot den Erntedankaltar. Eine Umfrage der "Vereinigung Getreide-, Markt- und Ernährungsforschung" hat ergeben, dass für 85 Prozent der Deutschen Getreide und Brot Erntedanksymbole Nummer eins sind.

Brot ist Grundnahrungsmittel - und gleichzeitig viel mehr als nur ein Gebäck aus gemahlenem Getreide, Wasser, Würze und Treibmittel. Für Christen ist Brot ein zentrales Symbol, das an Jesus Christus erinnert. Beim Abendmahl steht es für den Leib Christi. In biblischen Geschichten ist es oft ein Zeichen für Gemeinsamkeit. Bei der Speisung der Fünftausend etwa wurden mit wenigen Fischen und etwas Brot durch Teilen viele Menschen satt. Die Emmaus-Jünger erkannten ihren Begleiter in dem Moment als Christus, in dem er das Brot brach.

Auch das zentrale christliche Gebet, das Vaterunser, enthält die Bitte um Brot: Unser täglich Brot gib uns heute. "Brot steht dabei stellvertretend für den Erhalt der menschlichen Existenz", sagt der Agrarbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Clemens Dirscherl. Es sei "Bindeglied christlicher Werte- und Lebensgemeinschaft". Dazu gehöre auch das Brot, "das dem Hungrigen in christlicher Zuwendung gebrochen und mit ihm geteilt wird". Als 1959 die evangelische Aktion für Notleidende in armen Ländern begann, erhielt sie den Namen: "Brot für die Welt".

Wie der Alltag aussieht, wenn das Brot knapp ist - das wissen auch in Deutschland noch viele, die sich an Kriegs- und Nachkriegsjahre erinnern können. Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche (VELKD) hat auf ihrer Internetseite "Brotgeschichten" gesammelt, die oft erschütternd sind. So die Geschichte vom Brot, das eine Bäuerin 1945 in den letzten Kriegstagen einer Mutter mit ihren zwei überlebenden Kindern auf die weitere Flucht mitgab. Sie teilten den Laib bei der Beerdigung des dritten Kindes mit dem Pfarrer und einem hungrigen kleinen Mädchen. Das war Anlass für das Mädchen und das ganze Dorf, das Grab des Kindes bis in unsere Tage in Ehren zu halten.

Auch das Museum der Brotkultur in Ulm greift das Thema Not in einer aktuellen Ausstellung auf: "50 Millionen Mark für ein Brot" heißt die Schau, die noch bis 3. November zu sehen ist. Vom Ausstellungsplakat blicken die hungrigen Augen von Kindern, wie sie die Malerin Käthe Kollwitz in schnörkellosen Kohlestrichen im Inflationsjahr 1923 festgehalten hat.

Das Museum stelle die Geschichte des Brotes "als unentbehrliche Grundlage menschlicher Existenz, Kultur und Zivilisation" vor, sagt Direktor Andrea Fadani. Weitere Brotmuseen gibt es etwa im niedersächsischen Ebergötzen und im westfälischen Nieheim. Das Bäckerhandwerk möchte das Kulturgut Brot gar als immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO schützen lassen. Rund 3.150 Brotsorten sind im 2011 gegründeten "Brotregister" für Deutschland aufgelistet.

Schon sehr früh in der Menschheitsgeschichte kam man über Getreidebrei zum gebackenen Brot: Am Anfang standen Fladenbrote, auf heißen Steinen hergestellt. Eine erste "Hochkultur des Brotes" habe dann im 3. Jahrtausend vor Christus in Ägypten bestanden, berichtet Peter Becker, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks. Die Ägypter säuerten bereits den Teig zum Lockern und buken dann in Backöfen in heißer Asche oder in Tontöpfen. Sie kannten wohl schon 30 verschiedene Brotsorten. Die Römer haben dann den Backofen in Kuppelform auf einem Unterbau erfunden, der viele Jahrhunderte das Backhandwerk prägte.

Verschiedene Backtechniken, unterschiedliche Mehlsorten von Weizen und Roggen über Dinkel bis Mais und eine große Vielfalt an Zutaten wie Gewürze, Kräuter, Mohn, Nüsse und Zwiebeln führten zur modernen Vielfalt der Brotsorten. Dagegen sind viele Rituale um das Brot in Vergessenheit geraten: Nur wenige Menschen noch bekreuzen das Brot vor dem Anschneiden. Eine Tradition aber hat sich in vielen Regionen gehalten: Brot und Salz werden als Segensgaben zum Einzug in ein neues Haus geschenkt.